Berlin (ots) – Für BILD.de optimierte Vado-Pocketcam von Creative ab 4. Dezember 2008 bei LidlNach dem großen Erfolg der 1414-Leserreporter im Fotobereich erweitert BILD die Leserbeteiligung jetzt um bewegte Bilder. Die technischen Voraussetzungen dafür bietet eine preisgünstige und leicht zu bedienende Videokamera, die der Hersteller Creative in Kooperation mit BILD.de ab 4. Dezember 2008 in 3000 Lidl-Filialen anbietet. Das Besondere an der “BILD.de Leserreporter-Kamera” für 69,99 Euro ist die Upload-Möglichkeit von Videos auf das Online-Portal von BILD.
Halten wir fest: hinter dem Lidl/Bild-Angebot versteckt sich eine Creative Vado [Hersteller]. Die kostet sonst auf dem deutschen Markt rund 100 Euro, in den USA 100 Dollar – das Lidl-Angebot ist also ein Schnäppchen, auch wenn man dafür das Prekariatsbranding ertragen muss. Über die Bildqualität sind die Meinungen geteilt – während Gizmodo ein Urteil klar zugunsten der Flip fällte, sehen dieseRezensenten die Vado leicht vorn.
Und hier ein Video von einem, der mal beide Kameras nebeneinander gehalten hat – und die Vado ebenfalls nicht besonders bildstark findet.
Halten wir fest: ähnliche Geräteklasse, ähnliche Probleme. Auch die Vado hat ein Billigmikro und eine Einfachstoptik – und bei 70 Euro ist das finanzielle Risiko absehbar. Wird gekauft und geschleift – sie barmt ja geradezu danach, aus ihrem “Bild”-Gehäuse-Gefängnis befreit zu werden.
1984 zum kleinen Preis? Über die gesellschaftliche und mediale Seite der ganzen “Leserreporter”-Aktion kann man sich ja mit Recht Gedanken machen – der Bastler in mir ist pro.
Nachtrag: Wahre Worte von Mercedes Bunz (über medienlese.com):
Tatsächlich sind die eindringlichsten Bilder der letzten Ereignisse allesamt von Laien aufgenommen worden. Egal ob 09/11 oder der Tsunami 2004, egal ob Abu Ghraib oder die Hinrichtung Sadam [sic] Husseins, es waren private Aufnahmen, die Geschichte geschrieben haben. Und ja, diese Entwicklung muss man ernst nehmen. Das bedeutet nicht, dass man den Leser Bild-alike mit schlechtem Billigmaterial ausstatten muss.
Die allseits beliebte Einknopfkamera Flip getestet und die ersten Codecstürme überstanden – Zeit für eine kurze Blogschau zum Thema “Aufbohren”: Überlegungen, wie man die Grenzen der Flip überschreitet.
Als da wären:
Die Flip ist viel zu leicht. Freihändig aufgenommene Szenen, zumal ruhige, wackeln wie der sprichwörtliche Kuhschwanz (vorausgesetzt, die Kuh ist auf Turkey und über das übliche Schlachtalter um Jahre hinaus). Was besonders schade ist, da sich die Einfach-Kamera besonders für ruhige, sonnendurchflutete Bilder anbietet.
Abhilfe: Eine “Steadicam” – oder zumindest was in der Art. Richtige Steadicams® gleichen die Bewegungen des Körpers über eine Pendelmechanik und ein Gegengewicht aus – und halten die Kamera so wunderbar ruhig. (Eine der ersten Steadicam-Kinoszenen – und bis heute eine der eindrucksvollsten – ist in Kubricks “The Shining” zu sehen: der Flug der Kamera hinter dem Dreirad des kleinen Danny. Schauder. – Gedreht hat sie Garrett Brown, der Erfinder der Steadicam [mehr], sein Bericht über die Dreharbeiten hier. Zitat: “I realized by the afternoon of the first day’s work that here was a whole new ball game, and that the word “reasonable” was not in Kubrick’s lexicon.” Aber ich schweife ab.)
Nun kostet ein SC-System über 3000 Dollar und sähe mit der Flip auch ziemlich doof aus. Aber es geht auch billiger: Der Amerikaner Johnny Chung Lee hat das als erster in seiner “Poor Man’s Steadicam” bewiesen. Und für den ganz kleinen Hausgebrauch tut’s ein hundsordinäres Mikrostativ mit Stahlgussfuß [Artikel bei Conrad] und dann noch ein filmisches Buch von einigem Gewicht: als besonders gut geeignet hat sich das Film-Standardwerk von James Monaco erwiesen. [Amazon]
Poorer Man's Steadicam: Standstativ mit Zusatzgewicht
Damit sind zwar lang noch keine Flüge möglich wie bei Kubrick – da fehlt wohl die zweite Hand – aber immerhin so was:
Und ansonsten mag’s die Flip gern solide – sie ist wie dafür gemacht, mit ein paar Gummi- oder Klebebändern an Fahrzeugen befestigt zu werden, siehe Test 1.– Problem gelöst, auf zum nächsten Punkt:
Fixfokus: nur eine Brennweite. Und damit einhergehend der Verlust von Weitwinkeleinstellungen (z.B.: großes Tier schnuffelt in die Kamera) und Fernschüssen.
Eine Bolex mit Wechselobjektivteller
Abhilfe: Eine Lösung aus den 50ern feiert Auferstehung – das Wechselobjektiv. Mein Vater hatte so was – wenn ich mich richtig erinnere, eine Bolex, jedenfalls mechanisch für Normal 8, mit mechanischem Aufzug und eben einem Wechselteller mit drei Objektiven. Die einfache Variante hat dieser Mountainbiker erkundet: Vorsatzobjektive.
Drittes Problem:
Mauer Sound. Als Kollege Kania mit der Flip auf der Clubnight war, kam am Ende nur Geknarze auf der Tonspur an – die Bässe waren für das arme Flip-Minimic zu viel. Bei anderen Gelegenheiten hätte man dem- oder derjenigen, die man vernimmt, gerne direkt ein Mikro unter die Nuschelnase gehalten, um überhaupt was zu verstehen.
Theoretisch kein Problem: wie man interne Mikros durch einen externen Eingang umgeht, kann man sich schön bei diesem Projekt anschauen, das einen Zoom-H2-Audiorekorder umbaut. Geht sicher auch bei der Flip.
Nun wird’s spannend: dafür muss man sie nämlich auseinander nehmen. Das Vorgängermodell F130W hat das schon hinter sich. Allerdings hatte diese Kamera noch Schrauben – beim Gehäuse der Flip geht’s nicht ohne Gewalt ab, und deshalb muss ich darauf verzichten, weil “meine” Flip nur geliehen war. Aber gehen muss es! Next time.
Nachsatz: Leider habe ich trotz längerer Suche niemanden finden können, der eine Flip schon mal ganz auseinander gerissen hat. CNET, hilf!
Zu sagen, dass die Pure Digital Flip so ihre Eigenheiten hat, ist wie die Aussage, dass Dieter Bohlen so seine Feinde hat. Die Flip-Filmchen im Rechner weiterzuverarbeiten gestaltet sich unerwartet schwierig – zumindest unter Linux: auf dem Mac funktioniert alles ohne, unter Windows fast ohne Schwierigkeiten.
Will man einen Film aus der Flip direkt bei Youtube sehen, ist alles ganz einfach: einstöpseln, den AVI-File vom Flashspeicher direkt hochladen, fertig. Auch vorne und hinten abschneiden ist ohne weiteres möglich, mithilfe der Software, die der Hersteller direkt selbst auf der Kamera hinterlegt hat, und die unter Windows und Mac (meistens) läuft – bei mir tat sie’s unter XP mit eingeschränkten Benutzerrechten schon mal nicht.
Am Mac dagegen funktioniert’s: die Software bietet zunächst die Installation des nötigen 3ivX-Codecs an – ein grausamer Verwandter von DivX und XVid – und dann eine Einfachst-Oberfläche, mit man Videos auswählen, ansehen, vorn und hinten zuschneiden kann. Was damit leider nicht geht: das Video auch drehen. Nun rächt es sich, dass ich die Flip überkopf mit meinem Fahrrad vergummibandelt habe.
Flip über Kopf
Normalerweise bearbeite ich unter Linux so etwas in Cinelerra – eine Software, die etwa so stabil läuft wie die Abwehr von Eintracht Frankfurt, aber immerhin Hausschwein-Qualitäten hat, weil sie fast alles frisst und in ordentliches Material verwandeln kann. Aber Cinelerra ist überfordert – es hält die AVI-Filmchen aus der Flip für irgendwas mit Quicktime und gibt nach einigen Klötzchen auf.
Wie gut, dass es Avidemux gibt – eine Universal-Umcodier- und Schneidesoftware, die ebenfalls Open Source ist und sich in Linux zuhause fühlt – unter Windows funktioniert sie übrigens ebenso gut. Mit Avidemux kann man Bilder umdrehen, Formate ändern, die Framerate konvertieren – theoretisch.
Die Praxis: Avidemux kann die Flip-Files lesen und anzeigen – nur beim Neu-Codieren tut sich die Einfach-Software sehr schwer. Die neu codierten H.264- und MP4-Files bekomme ich in Youtube und Sevenload nicht gelesen – ähnliche Schwierigkeiten hatte ich schon, als ich auf Windows-Systemen versucht hatte, sie in ein fernsehtaugliches Format zu bekommen. Da half am Ende das Universal-Codec-Frontend Super von Enrightsoft – mit Codierung ausgerechnet ins Alt-Camcorder-Format DV – aber was tue ich unter Linux?
Am Ende hilft nur Gewalt: Laden in AVIDEMUX, recodieren als MJPEG-Datei. Das Ergebnis sieht, nachdem Youtube es nochmals konvertiert hat, grausam aus – aber es ist wenigstens sichtbar. Auch eine Umcodierung in DV (Achtung! Riesige Dateien!) oder in MPEG2 (Video-Codec-Setting: DVD, Format-Setting: MPEG-PS) ist gangbar.
Einfach: Windows?
Der erste Versuch, die Flip in ihrem angestammten Revier anzubauen, scheitert: mit eingeschränkten Benutzerrechten läuft die Software von der Flip gar nicht erst los. Was auch logisch ist – der erste Schritt ist, dass sie den 3ivX-Codec ins System spielen will, sonst können die installierten Mediaplayer mit den Flip-Dateien ziemlich wenig anfangen (der unverwüstliche Allesfresser VLC mal außen vor). Also einmal mit Admin-Rechten gestartet – Danke, MachMichAdmin! – und die Sache läuft.
Zum Schnitt habe ich das Einfachst-Programm Cyberlink Power Director 3 benutzt – war mal bei einem DVD-Brenner dabei. Es spuckt am Ende MPEG-Dateien aus – natürlich auf europäisches PAL-Fernsehformat runterkonvertiert mit 25 Frames pro Sekunde, siehe oben. Also nicht unbedingt eine Qualitätsgarantie – aber ein gangbarer Weg.
Morgen Teil 3: Die Grenzen erweitern – Hacking the Flip
Edit, 7.1.09: hauen wir doch mal ganz schamlos einen Pingback zu Markus bei netzpolitik.org raus. Der hatte nämlich ähnliche Probleme, zudem noch unhörbaren Sound – ob’s mit der Stereo-Codierung zu tun hat? ;)
Viel Gerausch um ein Elektronikspielzeug: Die Flip von Pure Digital ist eine Videokamera mit genau einem relevanten Knopf – Aufnahme an/aus. Alles andere tut sie selbst; sie hat keine beweglichen Teile und stellt alles automatisch ein. Außerdem kostet sie nicht viel. Selbst professionelle Kameraleute attestieren ihr Brauchbarkeit. Ein Hit: In den USA ist sie inzwischen die meist verkaufte Videokamera, hier hat sie bisher nur Begehrlichkeiten geweckt – unter anderem bei mir. Jetzt habe ich eine zum Testen.
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