Gerade endlich ein Geschenkbuch ausgelesen: Nick McDonells „Zwölf“.
Das Buch eines (damals) gerade siebzehnjährigen Autors über einen Haufen reiche Kids, die ihre innere Leere mit Drogen, Gewalt und (wenig) Sex zudröhnen.
Der taz-Rezensent sagt: ein berührender, wahrhaftiger autobiografischer Roman. Der Zeit-Rezensent sagt: eine Generalabrechnung mit der westlichen Zivilisation; ein Meisterwerk. Ich sage: Fastfood.
Misstrauisch hätte ich schon werden müssen, als Martin mir das Buch empfahl. Martin ist ein Hipster, wie er im Buche steht. „Ist gerade ziemlich angesagt“, sagte er mit genau diesem schiefen Lächeln, das Hipster tagelang üben und das besagt: das ist vielleicht meine Meinung, aber beruf dich ja nicht drauf. Jedenfalls: das sei schon sehr krass.
In der Tat liest sich das Buch gefällig und ist schön kurz. Hauptfigur ist ein jugendlicher Drogendealer, der selber clean ist und reichlich unberührt durch die Geschichte tapert. Er ist ein guter Schüler und ein guter Nihilist. Die Menschen, die er aus der Schule kennt, haben allesamt zuviel Geld, was ihnen der HErr daran verdeutlicht, dass sie sich Drogen kaufen müssen, die Armen. Und nicht einmal daran haben die armen Hascherl Spaß: das ganze Buch ist getragen von einer Gott-sind-wir-scheiße-Stimmung. Und mit den Drogen strafen wir uns selbst.
Konsequenterweise bringt der Autor im letzten Kapitel fast sein ganzes Personal um die Ecke. Darunter macht er’s nicht. Und ich war ihm dafür dankbar. Autenthisch soll das sein? Ich finde es gewollt. Ein Musterschüler bezichtigt sich, ein böser Junge zu sein. New York ist ein Sündenpfuhl. Und das wahre Leben gibt’s nur in Frankreich.
Wunderkinderliteratur: bäh.
Martin ist übrigens jetzt endlich verbeamtet, das nur am Rande.