Ich geb’s ungern zu, aber ich hatte unrecht: Allein dadurch, dass man sie in die Spülmaschine tut, ist eine flüssigkeitsgeschädigte EEE-Tastatur nicht wieder hinzubekommen. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: ich habe es geschafft, die Tastatur wieder zu reparieren, und ich behaupte, dass die Chancen, das nachzumachen, ganz gut sind. Es ist allerdings eine ziemliche Frickelei.
“Kennst Du jemanden, der einen EEE PC reparieren kann?” Mit dieser leicht suggestiven Frage hat der großartige Konrad die ganze Sache angestoßen. Ihm war Wasser über und in die Tastatur gelaufen – und obwohl er sie schon ausgebaut und getrocknet hatte, war sie hin; produzierte wilde Tastensprünge und Buchstabenkombinationen, ein Druck auf die 2 ergab immer auch ein Ü, solche Dinge. Und mein Standardtipp – Tastatur in die Spülmaschine, eine Woche trocknen lassen – hatte kein bisschen geholfen. Immerhin: Ein Tausch gegen die englische Tastatur aus meinem EEE bewies: der Rechner selbst ist völlig okay. Also habe ich eine neue Tastatur bestellt – was, nebenbei bemerkt, hier ziemlich bequem und preisgünstig möglich ist – und hätte an diesem Punkt die Füße hochlegen können, hätte ich mir nicht das hier in den Kopf gesetzt: Endlich eine deutsche Tastatur im australischen EEE. Noch dazu eine schicke schwarze. Kein Problem, dachte ich, ich ziehe einfach alle (schwarzen) Tasten von der alten, defekten Tastatur ab und ersetze damit die englisch beschrifteten weißen Tasten. Was so nicht funktioniert hätte – meine Tastatur stammt anscheinend von einem anderen Hersteller und weicht minimal von der anderen ab – aber zum Glück auch nicht nötig war, denn nachdem ich die (schwarze) Tastatur komplett zerlegt hatte, konnte ich Leiterbahnen und Kontakte frei wischen, und alles war gut.
Wie nimmt man eine Tastatur auseinander?
Erst einmal müssen alle Tasten runter. Ja, das nützt jetzt nichts, kein Gejammer. Die Tasten sind mit einem gartenstuhlartigen Rähmchen befestigt, auf dem sie sich nach oben und nach unten bewegen können. Dieses Führungsrähmchen hakt auf der einen Seite hinter zwei Metallzähnen ein, auf der anderen Seite ist es mit einer Plastiklasche in eine Alu-Nase gehakt; auf dem Foto genau in der Mitte der Lupe. Auf dieser Nase einen feinen Schraubenzieher ansetzen, etwa im 45-Grad-Winkel zur Tastaturoberfläche, und die Lasche mit Druck nach unten wegstreifen. (Kennst du das alte Kinderspiel “Flohspringen”? Wo man Plastikchips aufeinander drückt und so wegschnippt? Die Bewegung erinnert ein wenig daran, leider auch die Bewegung der Tasten: die springen schon mal davon, also gut aufpassen, dass sie nirgends hineinspringen können und verloren sind.) Nicht zu viel Gewalt aufwenden, sonst verbiegt die Tastaturschale – das ist nur eine dünne Aluplatte, noch dazu mit einem schmalen Steg an der Unterseite, wo die Anschlussfolie durchgeführt ist. Also: Zärtlich zu ihr sein. Und: nicht die Geduld unterschätzen, die man braucht – 80 Tasten sind eine Menge Holz Kunststoff. Ein Sonderfall sind die Tasten Shift links und Return, die von kleinen Metallbügeln geführt werden – sie lassen sich aus den Führungen ziehen, wenn die Plastikführungen ausgeclipst sind. Die Leertaste ist am widerspenstigsten, aber auch sie lässt sich lösen – wie gesagt: keine Gewalt. Aus nicht erfindlichen Gründen ist das “H” umgedreht eingehakt.
Die Tasten sind ab – und jetzt?
Die Tastatur besteht aus vier Komponenten – von oben nach unten:
- den Tasten
- einer schwarzen Folie mit den Gumminäpfen, die als Tastenfedern und Kontaktschließer dienen,
- der eigentlichen Tastaturfolie, die wiederum aus mehreren Schichten mit Leiterbahnen und einer Trennschicht besteht,
- das Alu-Bodenblech.
Wichtig ist vor allem die 3. – die eigentliche Tastaturfolie. Diese besteht, wie hier schematisch angedeutet, aus drei Schichten: einer Kontaktschicht oben (hellblau), einer Kontaktschicht unten (rot), und dazwischen einer Folie mit Löchern (grün), die die Leiterbahnen (dunkelblau) isoliert und die Kontaktflächen auf Abstand hält (die Taste presst sie dann durch das Loch zusammen und schließt den Kontakt). Die obere und untere Schicht hängen beim EEE an der Seite zusammen (sprich: es ist eigentlich eine Folie – in eine dieser Leiterbahn-Laschen kann man mit dem Schraubenzieher hinein und die Folien voneinander trennen. Auch die Isolierfolie lässt sich – vorsichtig! – abziehen. Jetzt habe ich die Folienoberflächen allesamt mit Spiritus abgewischt, trockengerieben – und die Folie dann an den EEE angeschlossen. Tatsächlich: beim zweiten Test funktionierte die Folie wieder normal.
…und alles wieder zusammenbauen.
Nach der Reinigungsaktion alle Tasten wieder aufclipsen – die umgekehrte Prozedur. Am besten geht es, wenn man die Taste auflegt, sie dann mit der Lasche über die Blechnase schiebt und dann einrastet. Wiederum nicht zu viel Druck verwenden, sonst verbiegt die Nase. Und Tasten, über deren Ort man sich nicht ganz sicher ist, lieber erst mal zur Seite legen. Wie beim Puzzlen. Wer mag, kann gleich noch die bekanntlich komplett überflüssige CAPS LOCK-Taste zukleben. (Eleganter ist allerdings, sie in der .xmodmap aus- oder umzuschalten.)
Übrigens: der EEE PC 901/901go verwendet dieselbe Tastatur wie der 701.
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Bei ähnlichen “Experimenten” in der Vergangenheit hat es mir immer geholfen, dass ich *vorher* ein Foto der Tastatur gemacht habe. Dies hilft (wenn man noch einen Zweitmonitor o. ähnl. hat) ungemein beim wieder Bestücken…
Guten Tag,
ich hatte vor einer Weile mal kurz Kontak via Email mit dir. Ich bin der, über dessen Eeepc Cola gelaufen ist. Vielleicht erinnerst du dich. Habe dann einfach nicht mehr zurückgeschrieben und den Eeepc in den Schrank gepackt. Bis heute. :)
Heute (heute) habe ich mir – und ja, es ist echt schon eine Weile her, dass das passiert ist – eine USB-Tastatur besorgt, an den Eeepc geklemmt, gebootet, und jetzt geht es wieder, zwar im Moment nur mit der Tastatur, aber es läuft.
Das Touchpad funktioniert, ist aber verklebt, also die Tasten. Die klicken nicht mehr so richtig.
Ansonsten, denke ich, brauche ich nur eine funktionierende Tastatur (Ha!).
Beste Grüße und vielen Dank. (:
Kleiner Nachtrag: Für das Touchpad hat mir jemand geraten, das mit Isopropanol zu reinigen. Kannst du das was dazu sagen?
Ich würd’s erst einmal mit hundsordinärem Brennspiritus versuchen – bei Isopropanol sehe ich die Gefahr, dass der Alkohol Lacke und Oberflächen angreift.
Ok. Und, äh, denkst du, dass man das Touchpad irgendwie zerlegen muss oder sind das sowieso zwei Teile? Bei der Tastatur frage ich mich, ob es wohl möglich ist, ein paar schwarze und weiße Tasten einzubauen, wenn man die bei dem Anbieter da oben bestellt und die originale Tastatur noch besitzt. Aber das ist nicht so wichtig.
Außerdem habe ich gestern mal versucht, eine Taste zu lösen, und dabei habe ich gleich Angst bekommen, dieses kleine Plastikhäkchen zu zerstören, wobei mein Werkzeug eher ungeeignet war. Kann man da trotzdem ruhig mit ein bisschen Kraft ran?
Schönes Wochenende.
Um hinten anzufangen: Da kann man ruhig mit Kraft ran; außerdem hast du ja nichts zu verlieren, wenn du mit der alten Tastatur anfängst. (Coole Idee übrigens, schwarze und weiße Tasten zu mischen… ;) Das richtige Werkzeug ist ein Uhrmacherschraubenzieher von 1,5-2mm Breite.
Um das Touchpad habe ich mich noch nicht weiter gekümmert, aber ich fürchte, Du könntest da ein ähnliches Problem haben wie mit der Tastatur, wenn die Cola zwischen die Folien gelaufen ist. Also Schritt für Schritt vorgehen: Erst mal äußerlich abwischen, dann die Plastikabdeckung der Tasten heraushebeln (die ist nur geclipst), dann das Touchpad und die Tasten von innen abwischen – und jetzt mal probieren, ob’s wieder okay ist. Erst dann würde ich über die Demontage des ganzen Pads nachdenken. (Steile These: Das geht vermutlich ähnlich wie bei der Tastatur.)
Ich hab’s dann echt auseinandergenommen, und bei mir hat das nicht geklappt. Da sind irgendwie so Cola-Flecken drauf, die sich absolut nicht entfernen lassen. Wie dem auch sei, eine nette Hamburgerin war so frei, das war ein Reim, mir ihre weiße Tastatur für 25 € zu überlassen. Allerdings ist sie eben weiß. Das Touchpad habe ich versucht, aus dem Gerät zu schrauben, und das waren auch nur 2 Schrauben, wenn ich mich recht erinnere. Getraut habe ich mich aber nicht, das noch weiter auseinanderzufrickeln, weil ich’s ja noch nutzen wollte. Jedenfalls geht es nun wieder, wenn auch mit einem etwas komischen Touchpad-Knopf an der linken Seite. Und weißen Tasten. Habe sogar schon versucht, meine Tasten zu tauschen, nur will das wohl momentan niemand, keine Ahnung. Ich bleib mal dran. . .
Grüße. (;
Hey Untergeek, DANKE für die Anleitung und das Vid auf Youtube.
Dank Dir wusste ich gestern, wie ich die Tastatur auseinandernehmen kann. Super Anleitung!
Dass man zum wieder einfügen der Space-Taste so lang braucht wie für den ganzen anderen Scheiß, hätteste noch erwähnen können ;). Hab die Metallklammer nicht mehr reingekriegt, mein Space hakt jetzt bisschen. Ich glaub wenn ichs noch weiter versucht hätte wär die “Klappstuhlhalterung” kaputt gegangen…
Jedenfalls tut’s mein Tastenbrett jetzt wieder. You rock :)