Atari2600PC: Die Kabelleger kommen – und gehen gleich wieder

Teil 3 unserer kleinen Werkstattsoap: “Wir bauen einen modernen PC in das Gehäuse einer Atari-2600-Konsole”. Was bisher geschah: ein Jahr nach den ersten Schritten nimmt der Untergeek aus den Händen seines Vaters das gefräste Gehäuse mit allen Bauteile-Einbauten entgegen. Eigentlich sollte die Maschine am Abend schon laufen, denkt er sich – doch es kommt anders…

Was für ein frustrierender Lötabend. Dabei hatte alles so schwungvoll angefangen: den Elektronikhändler meines Vertrauens angesteuert und dort fehlende Kleinteile organisiert, darunter zwei Schalter für die Frontplatte, ein Reset-Taster, den Infrarot-Empfänger für die Fernbedienung und ein Stromversorgungs-Kabel. auf der DC/DC-Wandler-Platine ist derzeit ein ATX-Stecker zu finden, identisch mit dem, der sich auf dem Board befindet. Ein Adapterkabel ATX-Buchse auf ATX-Buchse bekomme ich nicht, außerdem will ich Höhe sparen und deshalb die Kabelpeitsche mit der Anschlussbuchse direkt auf die DC/DC-Platine einlöten. Außerdem soll die Grundverkabelung entstehen, sodass der Rechner das erste Mal anlaufen kann.

Böses Menetekel: es ist nichts zu finden. Gehäuseschrauben sind verschollen; das Stromkabel für den DVD-Brenner ist nicht aufzutreiben, einen Platinenstecker für das Netzteil habe ich wider Erwarten auch nicht. Selbst der Mini-Brenner, mit dem ich die Schrumpfschläuche einschmelzen wollte, ist weg. Statt USB-A-Buchsen habe ich B-Buchsen gekauft, das sind die für Drucker. Und nachdem das Anschlusskabel für den Fernsehempfänger gelötet ist, stelle ich fest, dass ich auch hier eine USB-Buchse benötigt hätte, um den TV-Stick anzuschließen. Eigentlich logisch. Schade nur, dass ich einen Stecker verlötet habe. Nicht mein Tag.

Noch später am Abend stirbt der geplante Probelauf dann endgültig: Die ATX-Buchse lässt sich einfach nicht aus der Wandler-Platine löten – mein kleiner 15-Watt-Lötkolben produziert nicht genügend Wärme; die Stifte sitzen fest in ihrem Kunststoffmantel. Einen Stift immerhin kann ich mit roher thermischer Gewalt entfernen – aber was dabei passiert, ist gar nicht schön. Nun, Blogs leben von der ungeschminkten Ehrlichkeit – wer unbedingt will, kann nach unten scrollen.

Morgen erst wieder shoppen. Der Jungfernboot ist vertagt.

Der angekündigte grausige Anblick nun hier:

Das Frankfurter Lötkolbenmassaker

Atari2600PC: Richtfest!

Die Anfänge reichen immerhin ein Jahr zurück, nun schreitet das Projekt voran – einem baldigen Abschluss entgegen: der Umbau einer klassischen Atari 2600 (Vier-Schalter-Variante) geht dem Ende deutlich entgegen. Heute war Richtfest.

Atari 2600 PC - Innenansicht

Nicht, dass das mein Verdienst wäre. Mein Vater hat den Umbau vorangetrieben und ist von der alten Konsole schwer begeistert. “Schlagzäher Kunststoff, drei Millimeter Material – das hält ordentlich was auf, da kannst Du dich draufstellen”, schwärmt er. Mein Vater ist Ingenieur durch und durch und – unerlässlich in diesem Fall – er verfügt über die geeigneten Werkzeuge. Und er ist hartnäckig, auch weil ich ihn antreibe: zweimal war er kurz davor, das Projekt abzubrechen. So, wie wir das Gerät gemeinsam projektiert hatten – lose angelehnt an ein Modding-Projekt im Bastlermagazin “Make” – so funktionierte das nämlich nicht.

Atari2600PC - Hinteransicht

Die Crux ist das verwendete Board in Kombination mit dem RAM: anders als die MAKE-Modder haben wir ein vergleichsweise modernes EPIA SP-Board eingesetzt – naja, vor einem Jahr war’s noch modern. Der 1GB-RAM-Riegel von Qimonda (Raider heißt jetzt Twix, Infineon heißt jetzt Qimonda) ist genau die drei Millimeter höher als er eigentlich sein darf: mein Vater musste das Board ordentlich tiefer legen.

Atari 2600 PC - Ausbau des DVD-BrennersDas gelang ihm durch eine traumschöne Fräsarbeit. Der DVD-Brenner ist ebenfalls tiefer gelegt; bildet mit seinem Gehäuse jetzt einen Teil der Bodenplatte – drei Millimeter schlagzäher Kunststoff mussten weichen und bieten jetzt genau genug Raum fürs Board. Unnütz zu sagen, dass im gleichen Zug der Brenner äußerst solide befestigt wurde.

Atari 2600 PC - Ausbau des DVD-Brenners (Totale)

Anordnung der Komponenten

Atari 2600 PC - der TV-Empfänger

Nicht nur in Sachen Solidität, auch in Aufgeräumtheit geht die Konstruktion meines Vaters deutlich über unseren ursprünglichen Entwurf hinaus.Sie bietet Platz genug, das Netzteil in die Konsole selbst einzubauen – und unter dem Netzteil ist noch Platz genug für den Kombi-TV-Empfänger; ein Hauppauge WinTV HVR für DVB-T und Analog-TV.

Atari 2600 PC - Detail Spannungswandler und Platte

Auf der anderen Seite des Gehäuses hat der Spannungswandler seinen Platz gefunden, der die Netzteil-Spannung in ordentliche Versorgungsspannungen umsetzt. Darüber ist die Festplatte montiert – eine SATA-Mini-Platte, die aus meinem Minimac stammt, wie man sieht (keine Angst, er hat eine neue bekommen).

Atari 2600 PC - das fertig montierte Gehäuse

Alles passt wunderbar und solide zusammen; im ehemaligen Kartenslot hat ein 4×20-Zeilen-LC-Display Platz gefunden. – Allerdings: all die schönen Teile müssen noch mal raus. Erst muss das Gehäuse abgeschirmt werden, dann dürfen die Teile endgültig wohnen. Verkabelt werden müssen sie auch noch – und wenn der Rechner endlich bezugsfertig ist, fängt die eigentliche Arbeit an, die Software-Konfiguration. Auch für mich, der ich den Rechner übernommen habe, ist also noch einiges zu tun. Ab morgen mehr.

Manisches Motorola-Modding

Gestern auf einer Veranstaltung Andreas Mertens begegnet, einem sehr interessanten und netten Unternehmensberater, der versucht, Geld mit und in Second Life zu verdienen. Da ich eine tiefe SL-Skeptik hege (Spielplatz, alberner! Langsam! Instabil! Und hässlich!), dazu nicht mehr – aber der Mann hat ein bemerkenswertes Telefon: Auf den ersten Blick ein ganz normales Motorola V3 (a.k.a. RAZR), auf den zweiten Blick äußerst stilvoll gehackt. Auf dem Außendisplay ist statt des üblichen “Motorola”-Logos ein Foto des Kybernetik-Gottes Heinz von Foerster zu sehen.

Das will ich auch. Also nicht Heinz von Foerster, aber das stilvoll individuell zurechtgehackte Razor.

Andreas hat mir nun freundlicherweise eine kleine Starthilfe beim Recherchieren gegeben: The Moto Guide . Eine Zusammenfassung der Informationen aus dem Forum modmymoto.com – mal sehen, was dabei rumkommt.

Der Nerd gegen Herrn 1A

Ein simples Foto- und Videoplayer-Skript erweist sich als so simpel gar nicht und führt zu einer erbitterten Schlacht zwischen zwei Teilen von mir. Am Ende führt ein schmutziger kleiner Hack dazu, dass doch alles so funktioniert wie geplant.

Die Krankheit, die ich am liebsten hätte, wäre eine multiple Persönlichkeitsspaltung. Da könnte man es mal so richtig ausleben – bei unsereins gibt’s keine Entschuldigung, wenn verborgene Teilpersönlichkeiten Amok laufen. Als ich meine Hochzeit vorbereite, sind es bei mir vor allem zwei. Da ist auf der einen Seite der Nerd: der übersprudelnde Bastler, dem zu jeder Frage mindestens drei interessante Techniken einfallen, mit denen man dann auch noch die Möglichkeit hat, die wiederum dieses Teilproblem aufwirft… und so was wollte er immer schon mal programmieren. Am Ende steht er in der Regel ohne praktikable Lösung da, aber mit vielen neuen Spielzeugen. Ihm gegenüber steht der analfixierte Kontrollfreak, für den “perfekt” nicht gut genug ist. Er ist organisiert, tyrannisch, fordernd, ungeduldig und gerät leicht in Panik. Herr 1A eben.

Nun wollen die beiden aber mit mir Hochzeit feiern. In der Romanfabrik, wo wir abends feiern wollen, gibt es einen Beamer mit Leinwand, und der soll Teil der Deko werden. Überhaupt kein Problem, sagt der Nerd: der Laptop spielt den Videoplayer. Dann können wir die selbst gebastelten Filme von unserer Einladungs-DVD einspielen. Und noch ein paar Bollywood-Schnipsel und ähnliches Videozeug. Schön bunt. Will ich nicht, widerspricht Herr 1A, das heißt: will ich auch, aber vor allem will ich, dass die ersten Fotos der Gäste zu sehen sind. Eine Diashow. Ach, das, sagt der Nerd. Dann machen wir das am besten so, dass jedes Medium, das eingesteckt wird, automatisch nach JPEGs durchsucht und kopiert wird und das dann alles in die Diashow wandert. Herr 1A: Aber es darf sich keiner drum kümmern müssen. Es muss alles vollautomatisch gehen. Kein Problem, behauptet der Nerd.

Das Problem ist definiert – aber…

Womit wir bei folgender Aufgabenstellung wären: Ein handelsüblicher Acer-Laptop soll so eingerichtet werden, dass er Fotos und Filme aus einem Ordner auf der Festplatte automatisch wiedergibt. Bildschirmfüllend und wenn möglich mit sanften Überblendungen. (Sie erkennen, wer für diesen Teil verantwortlich war, oder?) Automatisch sollen außerdem alle angeschlossenen USB-Sticks, Kameras, CD-ROMs und Speicherkarten nach neuen Medien durchsucht werden.

Der Nerd will diese Aufgabe natürlich unter Linux lösen – Ehrensache. Schade, dass er keine Ahnung von Shell-Programmierung hat. Er frisst sich also zwei Abende lang durch die entsprechenden Kapitel in “Linux In A Nutshell” – nur, um von 1A den ganzen Linux-Kram am Ende verboten zu kriegen. Linux kann nämlich nicht richtig mit dem TV-Ausgang des Laptops umgehen; das macht nur Schwierigkeiten. 1A hat unterdessen mal nach Software gesucht, die seinen hohen Anforderungen genügt – und ist bei IrfanView zunächst fündig geworden, hat das Programm dann als unhandlich verworfen und XnView in Betracht gezogen (“Super!” ruft der Nerd dazwischen. “Das gibt’s auch als Linux!”) , das wiederum ist so gut wie nicht dokumentiert und lässt sich nicht überreden, per Kommandozeile eine Diashow abzuspielen. Also zurück zu IrfanView; das kann ganze Ordner abspielen – oder Dateien zeilenweise interpretieren und abarbeiten. Perrr-fekt. Nun, nicht ganz: IrfanView kann nämlich ebenfalls nicht mit dem TV-Ausgang und schneidet ein wenig vom Desktop ab; da dies aber praktisch nicht zu bemerken ist, akzeptiert Herr 1A zähneknirschend diesen faulen Kompromiss.

Nun ist die Reihe wieder am Nerd. Von Shellskript-Programmierung hat er natürlich noch weniger Ahnung, aber nach kurzer Querrecherche im Netz (unter anderem hier und hier, absolut nötige Dokumentation als Download (bei Microsoft) hier und (dank dieseyer.de) hier; ein netter Editor hier) fühlt er sich fit genug, einige Skripte zusammenzuklauben – und tatsächlich: es dauert nur zwei Tage, und es sind halbwegs lauffähige Shellskripte entstanden.

Allerdings mit einigen Schönheitsfehlern.

“So kann das nicht bleiben”, tobt Herr 1A, “die kann man ja gar nicht mehr abbrechen, die Show, wenn sie einmal läuft!” Auch dass der Laptop gelegentlich ganz aus der Skript-Verarbeitung aussteigt, beruhigt ihn eher nicht. Wenn man neu starten muss – läuft dann das “Hol-alle-Bilder”-Skript noch im Hintergrund? Bitte das auch nicht per Autostart starten, sondern vom anderen Skript aus lostreten. Und bitte, bitte ein “Not-Aus”, das alles sofort abbricht – die Lösung des Nerds, dem Skript über eine Datei “Stoptoken.txt” im Ordner zu signalisieren, dass es genug getan hat, hält er für irrsinnig.
So sah der Desktop tatsächlich aus...
Also pfuscht der Nerd aus Beispielprogrammen noch ein Skript Nummer 3 zusammen, das “Stoppe alle Skripte”-Skript. Es ist das Skript, von dem er am wenigsten kapiert, was es tut – und es funktioniert erstaunlicherweise schon beim ersten Programmdurchlauf. Die anderen Skripte machen dagegen immer noch Sorgen: kann es sein, dass irgendwie nicht alle Bilder dargestellt werden, die neu im Ordner landen? “Egal”, dekretiert Herr 1A, der ohnehin schon am Rand des Nervenzusammenbruchs ist und einen oberfaulen Kompromiss dem kompletten Scheitern des Projekts vorzieht. “Jetzt wird nicht mehr programmiert: Hauptsache, irgendwas läuft.” Er setzt sich gegen den aufmüpfigen Nerd durch – der hat Sendepause.

Irgendwann, am Abend meiner Hochzeit, stehe ich dann in der Romanfabrik, unterhalte mich mit einem Freund und höre auf einmal, wie mir der Nerd laut und deutlich einflüstert, weshalb das blöde Skript nicht so lief, wie es sollte: wenn es am Ende des Bilder-Ordners anlangt, ohne dort auf ein Nicht-Bild zu stoßen, wird die bisher erstellte Diashow ungenutzt gelöscht. “Macht aber nix”, sagt der Nerd. “Nenn einfach irgendeine Datei ZZZZZZZZZZ, schieb sie in den Ordner und die Schleife stößt zuletzt immer auf eine Datei, die kein Bild ist.”

Was soll ich sagen: es hat funktioniert.

Die kommentierten Skripte finden sich bald auf einer Extra-Seite.

Struppiger Klimawandelprozessor

Er stammt aus Dresden. Er ist überraschend massiv. Er wird das Klima ein Stückchen weiter in den Wandel treiben und beinahe mich ein Stücken weiter in den Wahnsinn. Außerdem ist er Teil eines ziemlich schlechten Deals. Aber ich habe ihn besiegt. Es geht um ein Stück Silizium: im Inneren meines Gamer-Rechners schlägt jetzt ein Doppelherz, ein Athlon64 X2-6000+.

Ziemlich ausgepumpt war ich vom Reportereinsatz auf der Games Convention zurückgekommen, und immerhin ein Rezensionsexemplar von “Bioshock” im Gepäck. Nur, dass das Spiel meinen Rechner mal wieder knapp überfordert: die zwei-vierer-Taktfrequenz, mit der der Athlon64 im Innern meines PC tickt, wird als Mindestausstattung angegeben. Wär’s nicht ohnehin mal wieder Zeit für etwas mehr Power? Wo doch die AMD-Prozessoren unter dem Druck der überlegenen Intel-Dual- und Quadcores gerade erfreulich günstig sind. Also 139 Ocken für eine Tray-Variante losgemacht, irgendwo ist doch sicher auch noch etwas Wärmeleitpaste; Kühler geputzt, gesalbt, neu eingebaut – läuft.

Beim ersten Mal.

Als der Rechner, inzwischen mit allen möglichen BIOS- und Windows-Treiberupdates versehen, wieder bootet, schaltet er beim ersten Bootbildschirm komplett ab. Reproduzierbar.

Der erste Verdacht richtet sich natürlich auf die Kühlung: einen Kühlkörper aufsetzen – das kann schon mal schief gehen, im Wortsinne: die Alu-Fläche hat dann nicht genügend Kontakt mit dem Prozessorgehäuse und leitet die Wärme nicht richtig ab. Nur: das BIOS kann die Prozessortemperatur anzeigen, und es zeigt sie mit heimeligen 55 Grad an. Auch die Boardtemperatur ist im grünen Bereich.

Was ist los? Windows allein und seine Treiber trägt nicht die Schuld; Linux schaltet genau an derselben Stelle im Bootprozess ab. Habe ich etwas zu optimistisch an den BIOS-Einstellungen herumgedoktert? Eigentlich weiß man ja, dass man BIOS-Optimierungen immer nur Schritt für Schritt macht: einstellen, aufschreiben, booten, ausprobieren, und dann erst zur nächsten – nicht alle auf einmal. Nur stelle ich doch immer alles auf einmal um, weil ich keine Geduld habe. Aber auch mit konservativsten Einstellungen schaltet der neue Prozessor sich und den Rechner komplett ab.

Der Physiknobelpreisträger und Über-Geek Richard Feynman beschreibt in seinen Memoiren, wie er ein Radio gewissermaßen durch Denken repariert. Zeit, sich am großen Feynman ein Beispiel zu nehmen: warum schaltet der Rechner ab? Beobachtung: beim Anspringen der Grafikkarte. Und der gesamte Rechner schaltet ab, nicht nur das Board. – Hypothese: Ist am Ende das Netzteil zu schwach?

Es stellte sich heraus, dass der neue Prozessor bis zu 125 Watt Leistung verbrät, schon der Durchschnittswert von rund 90 Watt liegt 30 Watt über dem, was der alte Athlon64-3800 geschluckt hat. Und das treibt das alte 300-Watt-Netzteil über die Kante. Nicht immer, aber immer wieder.

Neues Netzteil besorgt, eingebaut, läuft. “Guter Deal”, hämt meine Liebste. Ein Spiel für 40 Euro umsonst – aber 170 Euro für neue Hardware. Arbeitszeit nicht gerechnet. Und der neue Doppelkern heizt Raum und Atmosphäre auf. Auch die Gamer tun etwas für den Klimawandel.

(Wie zum Hohn schaltet sich der Rechner wieder ab – nach dem Durchlauf der .debris-Demo. Aber das liegt sicher bloß an den abenteuerlichen Demo-Hacks. Oder ist ein thermisches Problem. Sicher.)

Böses Java!

Wieso, verdammt, will auf einmal der Video-Demuxer ProjectX nicht mehr?

ProjectX ist unerlässlich, wenn ich MPEG-Videos in DVDs verwandeln will, also auch Fernseh-Mitschnitte, die bei mir als DVB-Stream auf der Mac-Festplatte landen. Und seit mein Rechner unter der neuesten Ubuntu-Version “Feisty Fawn” läuft – Funkstille.

Auf dieser Seite (“Entwickler-Blog”! Boah!) habe ich nicht nur einen dreckigen Hack gefunden, der das Problem beseitigt, sondern auch einen Kommentar mit einer sauberen Lösung. Scheint, als gäbe es einen Befehl namens “update-alternatives”, der zwischen verschiedenen Paketen gleichen Namens umschaltet.

Holla.

Linux nutzen ist wie durch einen Zauberwald wandeln. Auf dem normalen Weg bleiben ist leidlich komfortabel, wenn auch nicht ungefährlich – aber wenn man den Pfad verlässt, tun sich hinter jeder Eiche neue Wunder auf. Dumm nur, wenn man den Kobolden begegnet und statt des koboldscheuchenden Eisenhammers nur eine Gummiente im Arsenal hat…

Anfahrtsbeschreibung 2.0: Filme mit Google Earth

Nachdem sich herausgestellt hat, dass eine mit NVU gebaute Webseite bei mir doch eher oldschool wird (ja und? Ich liebe Oldschool! Hard-coded HTML, das ist es, schiebt euch euer Flashgesumsel sonstwohin.) – wende ich mich der eigentlichen Einladung zu – die eine DVD enthalten soll unter anderem mit Anfahrtsbeschreibungen.

Die Fotos in Google Earth sind sehr detailliert; man kann uns da fast ins Wohnzimmer gucken – warum also nicht einen Google-Earth-Flug abfilmen? Schließlich kann die Tagesschau das auch. Allerdings zahlt die wohl tüchtig Geld dafür: Video-Export kann nur die Profi-Version Google Earth Pro, wenn man der Blogosphäre glauben darf.

Zum Glück gibt es einen Hack für den User von begrenztem Verstand: die Netzwelt hat sich um uns Untergeeks verdient gemacht und beschreibt einen einfachen Weg, der ohne Profi-Version bzw. Grafiktreiberzauber auskommt. Die Idee: ein einfaches, kostenloses Screen-Capture-Programm; der Artikel empfiehlt den AutoScreenRecorder Free von WisdomSoft.

Ganz ohne Reibung funktioniert aber auch dieser Weg nicht. Problem 1: selbst auf einem Mittelklasse-PC (Athlon XP 3800, 1GB Ram, schnelle SATA-Platte) ruckelt der vom Bildschirm abgegriffene Film gewaltig. Die Netzwelt empfiehlt, die Google-Earth-Ausgabe zu verkleinern; ich gehe einen anderen Weg: ich verlangsame den Flug und werde den Film nachher zeitraffen, um die Ruckler so zu reduzieren.

Die Zeitraffer-Funktion ist eine der grundlegenden im Cyberlink PowerDirector, eine einfache Schnittsoftware für Windows, die mal bei einem DVD-Brenner dabei war. Damit kann man den Film einfach um ein ganzzahliges Vielfaches beschleunigen (sprich: nur jeden zweiten, dritten… Frame benutzen); das reduziert das Ruckeln auf die Hälfte, ein Drittel… etc. Spätestens, wenn man Google Earth einen Pfad abfahren lässt, was für Wegbeschreibungen ganz gut funktioniert, ist das Ruckeln endgültig kein Problem mehr: zum Teil habe ich hier mit verzehnfachter Wiedergabe gearbeitet.

Bleibt noch die Frage zu klären: warum nutze ich das gimmelige Cyberlink-Programm statt der mächtigen Cinelerra-Suite unter Linux? Nun – zum einen – ähem: Cinelerra ist ziemlich umständlich. Während PowerDirector einer konsequenten Drag-and-drop-Philosophie folgt, ist Cinelerra da unentschlossener; es hat da von seinem Vorgänger Broadcast2000 einige Bedien-Probleme ererbt; vermutlich, weil BC2000 sich an der “Insert-Schnitt“-Arbeitsweise professioneller Fernsehcutter orientierte und nicht als Clipschubse angelegt war. Das zweite Problem ist bitterer: Das einfache Video-Capture-Programm von WisdomSoft erzeugt .AVI-Dateien mit MS-Codierung – und die bekomme ich auf meinem Ubuntu-Rechner ums Verrecken nicht importiert. Der PowerDirector immerhin wandelt sie brav in MPEGs um – also bleibe ich gleich hier.

Nachdem ich mich in alles eingefunden habe, geht die Produktion von Anfahrtsbeschreibungen a la Web 2.0 flott von der Hand – das borstigste Problem taucht gegen Ende des Tages auf; ziemlich überraschen: mein Kubuntu Feisty ist unfähig, Flash anzuzeigen – obwohl das Paket angeblich installiert ist. Auch ein Re-Install bringt keine Rettung. Damit habe ich unter OpenSuse nie Probleme gehabt.

Hochzeits-Webseite – aber wie?

Einladungskarten basteln – schön, aber zeitraubend. Das Design steht – Inkscape sei Dank: mit der Umwandlung von Fotos in Vektorgrafiken lassen sich erstaunliche Grafiken erstellen. In die Karte soll außerdem eine kleine DVD, und für diejenigen, die einen Internet-Anschluss haben, aber keinen DVD-Player, will ich das Gröbste auch noch einmal online stellen.

Es muss also wieder einmal eine Website her.

Nun ist mein letzter Versuch, eine Website zu basteln, gut sieben Jahre her – da war von Web2.0, von Ajax und dergleichen noch überhaupt nicht die Rede. Mit viel Aufwand bastelte ich mir u.a. den HTML-Code für eine Bewerbungsseite zusammen, die sich schön auch auf CD-ROM pressen ließ und entscheidend dafür mitverantwortlich sein soll, dass ich einen Job in Frankfurt bekam.

Das ist nun auch schon wieder fünfeinhalb Jahre her – und die Welt hat sich inzwischen immer schneller gedreht. HTML von Hand coden ist erstens ziemlich oldschool, zweitens besteht die Gefahr, dass man etwas baut, was einfach nicht gut aussieht. In den Zeiten der Ein-Klick-Webbaukästen für jedermann keine Option.

Was also tun? OpenOffice baut sehr merkwürdigen Code, der nicht überall funktioniert – das weiß ich. iWeb wäre eine Möglichkeit, aber der Apple ist mein Wohnzimmer-Rechner, und vor dem Fernseher will ich nicht arbeiten. Nach oberflächlicher Recherche habe ich mich also entschieden, es mit Nvu zu versuchen – der Web-Editor genoss zumindest vor Jahren einen guten Ruf. Komischerweise ist er in keiner Distribution voreingebaut. In diesem Eintrag bin ich dann immerhin über einen Tipp gestolpert, dass man eine Systembibliothek installieren und es einfach mal mit den fertigen Paketen probieren sollte.

Dann werde ich übermütig: Auf der deutschen Support-Seite für nvu gibt’s eine Installation für Fedora mit KDE. Da ich Kubuntu Feisty nutze, hab ich’s mal probiert – und siehe da: gezogen, nach /opt entpackt, verlinkt, läuft. (Sicherheitshalber vorher das libstc-Paket gezogen und installiert; es könnte natürlich sein, dass noch weitere Paket-Abhängigkeiten nicht aufgelöst sind; darüber werde ich wohl noch stolpern.) Immerhin kann’s jetzt erst einmal losgehen.

Und natürlich wieder an der Paketverwaltung vorbei. Deswegen hasse ich tarballs. (Wenn mir jemand mal in drei Minuten erklären kann, wie man selbst Pakete baut, wäre ich sehr dankbar.)

Über den zweifelhaften Genuss, mit dem Open-Source-Avid Cinelerra einen Film zu basteln, soll an anderer Stelle noch die Rede sein.

Ubuntu rulez! Naja, weitgehend.

Wieder einmal stand ein größerer Umzug an.

Das Ubuntu auf Rechner Nummer Eins (meine Desktop-Maschine, ein mittelschneller AMD64) platzte aus allen Nähten, da war nicht mal mehr genügend Platz für ein komplettes DVD-Image, also musste eine neue Festplatte eingebaut werden.

Bis ich grub wieder dressiert hatte, vergingen Wochen. Und weil ich zu faul war, gleich einen Blog-Eintrag zu schreiben, sind die Details auch verloren. Schade, hätte hilfreich sein können.

Immerhin: auch das Update auf Kubuntu in der Geschmacksrichtung Feisty verlief reibungsfrei, und nach etwas Frickelei ist nun erstmals ein völlig intakter Beryl-3D-Desktop bei mir in Betrieb – schicker als Vista, effektlastiger als MacOSX, mit einem Wort: sinnfrei, aber schön.

Es sind dann die Kleinigkeiten, über die ich doch immer noch stolpere: als wettergegerbter SUSe- und DOS-Kommandozeilenfan steckt es einfach ganz tief in mir drin, dass ich
dir
eintippe und dann so etwas erhalte:
-rw-r--r-- 1 jan jan 27442731 2007-06-24 18:13 test.m2v
-rw-r--r-- 1 jan jan 943449456 2007-06-16 23:24 test.mov
-rw-r--r-- 1 root root 704235 2007-06-24 18:14 test.mp3
-rw-r--r-- 1 jan jan 10762 2007-04-11 11:47 ttemmp
drwxr-xr-x 2 jan jan 4096 2006-10-25 22:40 vmware
-rw-r--r-- 1 jan jan 608 2007-03-11 19:51 X.ini
drwxr-xr-x 12 jan jan 4096 2007-05-24 14:12 xmame
jan@gamer:~$

Nix da – Ubuntu verrät seine Debian-Abstammung und listet nur stur Dateien auf, ohne jede Detailinformation.

Immerhin habe ich das Spiel auch schon mal mit dem Mac gespielt und habe mir folgenden Hack gebastelt:

1. mit “sudo kate /usr/bin/dir” eine Datei anlegen:


#!/bin/sh
ls -l $1

2. Ihr die richtigen Rechte geben: “sudo chmod +x /usr/bin/dir”
3. das Debian-dir aus dem Weg schießen: “sudo mv /bin/dir /bin/debian-dir”
4. und ein symbolischer Link: “sudo ln -s /usr/bin/dir /bin/dir”.

Wahrscheinlich rollen sich bei den Debian-Experten jetzt die Fußnägel, aber ich bin glücklich…

Zweieinhalb Halleluja für den Minimac

Der Mac Mini (mit Core-Duo-Prozessor) ist ein Rechner, der viel Freude macht – dank hohen WAF-Werts macht er auch im Wohnzimmer viel Freude. Leider hat er zwei kleine Nachteile: zu wenig Speicher, zu wenig Festplattenplatz.

Inzwischen sind die Preise für Notebook-Ram und 2,5”-Platten wieder in ganz erträglichen Regionen; ohnehin musste eine kleine Platte für den Atari2600PC her – also flugs eingekauft: eine 160GB-SATA-Notebookplatte von Samsung und 2x512MB Notebook-Ram DDR2-667.

Die Aufrüstung ist inzwischen erfolgreich abgeschlossen, deshalb jetzt zweieinhalb Halleluja für Apple:

1. Ein cleverer kleiner Bastard, dieser Mini-Mac. Ohne Gehäuse offenbart er auf einmal, dass er sehr wohl einen Lüfter hat und dass dieser Lüfter ganz gut Krach produziert – von all dem bekommt der Normalbesitzer überhaupt nix mit. Das durchaus nichttriviale Problem Verlustwärme ist hervorragend gelöst. Ein wirklich ausgefuchstes Kerlchen.

2. Übertragung der Daten? Kein Problem. Hat schon mal jemand versucht, eine XP-Partition auf einen neuen Rechner zu bekommen? Ich schon. Es hat auch schon mal geklappt – aber die Regel ist das nicht, und sei’s bloß, weil einem Microsoft alle möglichen Kopierschutz- und Hardwareabfragen in den Weg wirft. Apple zeigt, wie man’s macht: eine USB(!)-Platte drangehängt, das komplette System mit Carbon Copy Cloner ausgelagert, Platte getauscht – der Mac bootet von der externen Festplatte. System wieder zurückkopiert – alles bestens. Eine völlig schmerz- und geräuschlose Operation.

2 1/2. gibt es noch ein halbes Halleluja dafür, dass Apple einen diese Aktion überhaupt durchführen lässt. Der Mac Mini ist zwar etwas leichter zu öffnen als ein Safe, aber nicht so sehr viel leichter. Auch die Demontage ist nichts für Verzagte – plötzlich hatte ich ein scheinbar abgebrochenes Kabel in der Hand; es handelte sich aber nur um die WLAN-Antenne. Vermutlich muss man dankbar sein, dass man ein derart endkundenorientiertes Gerät überhaupt öffnen darf, ohne eine Klage aus Cupertino zu riskieren.