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Makefurt: Die Politik der kleinen Motorschritte

Heißes Eisen: Throwies löten auf der Ignite Frankfurt (c) Foto: Patrick Lenz

Foto vom Ignite-Webmontag am 7.2.2011 - mehr im Flickr-Fotostream von Patrick Lenz. (c) 2011 bei ihm.

Warum nicht mal live auf einer Bühne löten? Mit dieser trügerisch einfachen Frage haben “Afrigadget“-Blogger jke und ich auf dem Webmontag #26 im Februar eine kleine Bastelaktion gestartet. Kleine LED-Magnetlampen herstellen, so genannte “Throwies” – das hat uns und allen Mitbastlern so viel Spaß gemacht, dass Webmontag-Organisator Ali Pasha mit der rhetorischen Frage “Wollt ihr das jetzt nicht immer machen?” die Gründung des “Makefurt”-Projekts angestoßen hat (wie wir das ganze mit schamloser Anschleimerei beim potentiellen Sponsor O’Reilly und seinem “Make”-Magazin getauft haben).

Makefurt will die Brücke schlagen zwischen Ideen, Software und der wirklichen Welt – man kann das “Physical Computing” nennen, Hardware-Hacking oder einfach: Selber bauen mit Spaß. Und die Möglichkeiten, die Bastler heute haben – durch Design-Software, computergesteuerte Miniserien-Fertigung, simple Plattformen wie den Arduino-Microcontroller und vor allem: durch den Ideenreichtum und den Wissensschatz der Bastler-Communities im Netz – diese Möglichkeiten sorgen dafür, dass das auch keine elitäre Angelegenheit für ein paar Alphanerds mit der Lizenz zum Löten sein muss, sondern auch Barfußbastler wie du und ich ihre Erfolgserlebnisse haben können – und großartige Dinge schaffen.

A propos großartige Dinge: Als wir diskutiert haben, was wir denn nun alles bauen wollen, kam vom unermüdlichen Matthias Gutjahr wie aus der Pistole geschossen: Lass uns für den Webmontag einen Applausometer bauen. Applausometer! Diese Erfindung aus einem Donald-Duck-Klasssiker, den ich leider auch mit Donaldisten-Hilfe bisher nicht aufstöbern konnte, an den ich mich aber deutlich erinnere: “Genug, genug, der Applausometer schafft’s nicht mehr!” Mithilfe meines Arduino und ein paar alter Teile aus der Bastelkiste sollte das eigentlich kein Problem sein.

Gentlemen, heat your solders – Makefurt legt los

Geredet und geplant haben wir lange, unter makefurt.de eine organisatorische Basis geschaffen – viel ist leider noch nicht zu sehen, bis wir das umgehoben haben, was derzeit nicht besonders benutzerfreundlich in meinem Wiki geparkt ist. Am Samstag haben wir dann endlich die Lötkolben beheizt – leider nur zu zweit, dafür aber als Gäste im außerordentlich großartigen Hackerspace des Frankfurter CCC. Etwas mehr als drei Stunden Zeit – da müsste doch schon mal ordentlich was zu wuppen sein…

Unser Arduino-"Shield" mit den Schrittmotortreibern entsteht (Foto: Andi)

Am Ende war der Anfang dann doch wieder wie alle Anfänge: mühsam. Der Plan für den Tag: mäßig ehrgeizig. Als Organspender für das Applausometer musste ein altes Laserfax herhalten, dazu bald mehr – möge es hinreichen, dass dieses Fax einen schrittmotorgetriebenen Scanner-Schlitten enthielt, der die Basis wird für den Zeiger des Applausometers. Also: Eine Treiberplatine löten – ein simpler L293D-Treiber übersetzt die Signale des Arduino in Befehle an den Motor – und ein kleines Programm schreiben zum Austesten (Kommentar von Andi zu meinen Codeschnipseln: “Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber C ist das nicht!”) – und…

…am Ende lief’s nicht. Wenn ich das gestern abend richtig analysiert hat, haben Hardware und Software, ähem, mit unterschiedlichen Konstanten gearbeitet – mal sehen, ob ich die Zeigereinheit des Applausometers dann wenigstens heute zum Laufen bringe. Aber der Anfang ist gemacht. Per aspera ad astra!

503er-Fehler: Nicht WordPress, sondern Strato ist schuld…

…und auch das nur, weil die Berliner es gut mit mir kleinem Dummuser meinen. Aber der Reihe nach: Beim Frickeln am ausgezeichneten WordPress Mobile Pack, das Seiten hervorragend auch auf iPhone und Co. darstellt, aber leider nicht eingedeutscht ist,  habe ich eine der PHP-Seiten des mobilen Themas ziemlich gründlich zerschossen. Was weiter nicht schlimm war – das korrekte Original hatte ich mir gespeichert.

Nur: jedes Mal, wenn ich die korrekte (und recht lange) PHP-Datei ins Editorfenster kopierte, schmiss mir der Server das gefürchtete “503 – Service Temporarily Unavailable”. Einer dieser Fehler, bei denen Übergeeks aufblühen, der untergeek aber eher ein wenig Angst bekommt.

Die erwies sich zum Glück als unbegründet – dank dieses großartigen Blogposts fand ich die Lösung. Und die liegt darin, eine Sicherheitsmaßnahme meines Providers Strato kurzzeitig abzuschalten: Die ServerSide Security gegen Spam. Ein Skript, das Formulareingaben überwacht und ab einer gewissen Länge (Spam-) Verdacht schöpft.

Screenshot: So schaltet man die ServerSide Antispam ab.

Also: Filter abschalten, PHP-Datei nochmal ins Editor-Fenster kopieren, abschicken, Spamfilter wieder einschalten, alles gut.

Übrigens: wer sich die Arbeit sparen möchte, das “Mobile Base Theme” aus dem Mobilpaket selbst einzudeutschen – hier, bitte: mobilepack-deutsche-dateien.zip. Einfach entpacken und per FTP in den entsprechenden Ordner des Themas kopieren.

(Warum ich nicht gleich selbst den FTP-Zugang zu meinem Serverspace genutzt habe? Daran ist die sehr gründliche Firewall an meinem derzeitigen Arbeitsplatz schuld.)

Wie färbe ich Schaumstoff – und vor allem: warum?

Nein, ich bin wild entschlossen, mir nicht dämlich dabei vorzukommen, wie ich mit einer Schaumstoffrolle in meiner Bibliothek stehe und rote Abtönfarbe auf einen Achtelkubikmeter Schaumstoff rollere. Abtön- bzw. Vollton-Wandfarbe ist nämlich durchaus eine gangbare Lösung, hat sich herausgestellt – wodurch deutlich aufwändigere Alternativen wie Textil- oder Latexfarbe oder gar ein farbiger Stoffbezug überflüssig werden. Das ist schnell geklärt. Die vielleicht interessantere Frage ist: warum tut man so was? Beantwortet wird sie nach dem Klick. Continue reading

Fundstücke: Afrigadget, Webmontag, Basteldisco

Gestern auf dem Webmontag mal wieder Juergen alias @jke begegnet, einem Mann, der immerhin ein aus Schrott- und Einzelteilen zusammengelötetes iPhone sein eigen nennt und von daher mit Fug und Recht als Autorität in Sachen Hardware-Bastelei betrachtet werden darf. Jürgen nun wirkt an einem Blog mit, das Sonnenlicht in die Bastlerseele wirft – AfriGadget. Die Basteleien und Geräte, die dort zu sehen sind, haben die Autoren in Kenia, Somalia und anderen afrikanischen Ländern aufgetan. Das Blog weicht allerdings vom “Mad-Scientist”-Grundton der meisten Hardware-Hacker-Blogs (auch dieser bescheidenen Seite) deutlich ab:

  • Kreativität steht im Mittelpunkt, nicht spezielle Materialien oder ungewöhnliche Bauteile – die stehen nicht zur Verfügung.
  • Es geht nicht um technische Zaubereien, selbst gewählte technischen Herausforderungen, sondern um existenzielle Alltagsprobleme.

Die Projekte, die Afrigadget aufgetan hat, sind einen Blick wert:  beispielsweise der anaerobe Gärtank, der flache Parabolspiegel (übrigens: Fresnellinse, Jungs!) oder der Verdunstungskühler für somalische Kamelmilch. Bei lebensgefährlichen Provisorien wie der Lötbogenlampen-Spule aus stoffumwickelten Drahtresten bricht mir offen gesagt der Angstschweiß aus – aber Sicherheit ist auch eine Form von Wohlstand, von daher ist westliche Überheblichkeit fehl am Platze. Übrigens trifft man Juergen bei der SocialBar Frankfurt, einer Runde von – altmodisch ausgedrückt – handfesten Weltverbesserern.

Überhaupt, der Webmontag: wer noch nicht da war, das ist eine allmonatliche Wundertüte für Netz- und Technikaffine, charmant moderiert vom unvergleichlichen Barcamp-Impresario Darren Cooper. Diesmal war die Wundertüte krankheitsbedingt etwas dünner, aber nicht weniger unterhaltsam. Christian von frankfurt-gestalten.de präsentierte sein Projekt, das der kommunalen Demokratie eine kräftige Dosis Nutzerfreundlichkeit und Transparenz versetzt. Und der einzige harte Technikvortrag des Abends brachte mich ins Grübeln: Wenn eine einzige Zehntelsekunde Verzögerung beim Seitenaufbau den Umsatz von Amazon um 1 Prozent zurückgehen lässt, was tun dann die hr-Server für die Reichweite von hr-online…? Hier deas zugehörige Slideshare.

Am Ende auch bemerkenswert fand ich die Flyer, die herumlagen und die beispielsweise für die nächste Frankfurter “Basteldisco” warben. Wasesnichtallesgibtsagmal…

“Ähnliche Artikel…” – welches Plugin funktioniert am besten?

Beim Einsortieren der diversen “Lampen“-Artikel ins Grübeln geraten und festgestellt, dass es höchste Zeit wird, diesem kleinen Blog eine “recommendation engine” zu verpassen, eine Empfehlungsmaschine für verwandte Themen. Zum Glück gibt’s dergleichen ja in mannigfaltiger Form als Plugin für WordPress, also habe ich auf die Schnelle zwei ausprobiert:

Untergeek proudly presents: Ikea Moodstar

Ein Nachmittags-Quickie: Im Winter hatte Ikea LED-Hängeleuchten als Teil seiner Kallt-Serie im Programm; Blech-/Plastikkugeln in der Größe eines Faustballs, die ihr LED-Licht über Glasfaserbüschel abgeben und damit wunderbar 70er-oldschool wirken. Und die Glasfasern reizen gerade Männer dazu, sie zu streicheln – warum, weiß ich auch nicht, aber ich konnte es nicht nur bei mir selbst beobachten, sondern auch bei allen anderen Ikea-Kunden. Also: Du, Kallt, wirst meine neue Bibliotheksleuchte.

Leider hieß Kallt zu Recht so – die LED-Strahler im Innern geben kein sehr interessantes Licht ab; selbst das angeblich warmweiße LED-Licht wirkt immer noch kalt, blau und funzelig, etwa so wie im ersten Foto oben. Als “Moodlight”, als farbwechselnde LED-Leuchte, wäre der Ikea-Stern doch viel schöner. Also: ein schnelles, kleines Umbauprojekt – ist an einem Nachmittag bequem erledigt, und die Bauteile kosten summa summarum keine 100 Euro. Continue reading

Reise in die digitale Frühneuzeit

Ach, die ollen 8-Bit-Maschinen! Mir wärmen sie das Herz, weil sie mich an meine Kindheit erinnern – mit welchen retronostalgischen Gefühlen wohl die heute Jungen den primitiven Netzwelten von StudiVZ und Facebook nachtrauern werden? – und außerdem: Mit 8 Bit, ein paar MHz Taktfrequenz und wenigen KByte (Ja! Kilobyte, nicht Mega-!) kann man eine Menge anstellen, wie jeder Arduino-Bastler bezeugen kann.

Zum Beispiel: Musik machen. Nicht, dass ich je ein begnadeter Keyboarder (oder Sänger oder gar, Gott bewahre, Gitarrist) gewesen wäre – aber dennoch lacht mein Herzelein darüber, dass die neue Wohnung Platz genug bietet, das Keyboard wieder aufzubauen. Das piece de resistance ist dabei das 155cm lange 88-Tasten-Masterkeyboard mit gewichteter Klaviatur – ein Produkt der Musikschrauberfirma Doepfer, von der ich das Gerät einst als Bausatz erworben habe. Das ist fast zwanzig Jahre her, und dennoch – dafür kann man Doepfer gar nicht hoch genug loben – dauerte es keine zwei Stunden, bis ich eine Antwort auf meine Supportfragen zu dem Gerät hatte. Vivat, Doepfer! (Von daher kann ich nur jedem, der ein Masterkeyboard sucht, einen Blick auf den Nachfolger meines LMK3 zu werfen – das Gerät ist verdammt wertstabil, technisch, musikalisch und emotional.)

Krachmacherecke: Keyboard und Rack

Krachmacherecke: Masterkeyboard Doepfer LMK3 ohne eigene Klangerzeugung, die passiert in dem kleinen Rack: ein analog-fetter Oberheim Matrix 1000 (ca. 1990) und ein E-Mu ESI4000 Sampler mit hysterisch-historischer SCSI-Wechselfestplatte Iomega JAZ. Ein analoger Rackmischer und ein moderner USB-Soundadapter von M-Audio vervollständigen die Spielecke.

In letzter Zeit waren meine Liebste und ich anderweitig kreativ; jetzt ist die Kleine zuhause und ich bin es auch – mit Urlaub und immer wieder kleinen Ruhepausen, in denen die Mädels schlafen und ich basteln kann. Was in diesem Fall heißt: erst einmal wieder die alte Technik zusammenstöpseln – ein modernes USB-Audio-Interface von M-Audio sorgt für den Anschluss ans 21. Jahrhundert, analog wie digital.

Allerdings tauchen auch die bösen Geister der Vergangenheit wieder auf: Midi! Was für ein grausamer Murks von Schnittstelle! Für die historisch Unbewanderten: ein serieller Bus mit einer Datenrate von 38,25 kbit/s, was Anfang der Achtziger mal echt viel war. Schlimmer ist die merkwürdige Topographie: so eine Art Ring mit Darmschlingen und Polypen. Entweder man stöpselt ein Gerät in den Datenfluss, so dass es jedes einzelne Datenbyte erst selbst einmal anschauen und weiterreichen muss. Was bei der niedrigen Datenrate schnell zu hörbaren Verzögerungen führt und eine Menge Ärger bereit hält. Oder man nutzt alternativ den elektrisch durchgeschleiften Eingang, über den jetzt wiederum das angeschlossene Gerät nicht kommunizieren kann, also auch keine Einstelldaten rückmelden – das heißt praktisch: entweder man verdrahtet die Maschinen so, dass man sie vom Computer aus steuern kann, oder so, dass man sie live spielen kann. Puh.

Auch an anderen Stellen rückt mir die technische Frühneuzeit nahe. Der Sampler, immerhin ein Gerät, das nahe zu diesem Jahrtausend entstanden ist, holt sich die Daten für seinen 128MB-Hauptspeicher von einer SCSI-Wechselfestplatte. SCSI? Ja, da war mal was. In der frühesten Variante – und das ist die, die hier zum Einsatz kommt – ein 8 Bit breiter Parallelbus für maximal 7 Slaves an einem Master. Das antiquarische JAZ-Wechselfestplattenlaufwerk von Iomega klingt wie ein kleiner Düsenjäger und fasst gerade mal 2GB pro Medium, was jetzt nicht so dramatisch ist: mehr als maximal 9GB pro Speichermedium bewältigt die Firmware der Musikmaschine sowieso nicht.

Netter Gedanke: warum den alten Kram nicht durch moderneren Flash-Speicher ersetzen? Schöne Idee, allerdings teuer und umständlich. Erst mal braucht man einen SCSI-auf-IDE-Adapter, an den man dann wiederum einen CF-Karten-Adapter anschließen kann (eine IDE-auf-USB- oder gar SCSI-auf-USB-Lösung zum Anschluss von Speichersticks scheint es nicht zu geben). Damit ist man zwar die wackelige und lärmige alte Hardware los, aber auch über hundert Euro – und dafür gibt es dann schon fast einen konkurrenzfähigen Sampler in Software. Auch das wäre also eher der Nostalgie geschuldet als der Praxis – und diesen Trieb kann ich durch eine ungleich simplere Bastelei kanalisieren: den Sampler um sein internes Floppy-(!)-Laufwerk erleichtern und das JAZ-Drive ins Gerät einbauen. So wie Andrew Martens es mustergültig vorgemacht hat.

Eine Sache aus dem 21. Jahrhundert will ich der Spielecke aber doch gönnen: einen Musikrechner mit echtzeitfähiger Steuerung via Touchscreen, als Musiker-DJ-Allroundmaschine. Mit preiswerten Formbauteilen. Aber dazu später mehr.