“Kühlschranktür auf, Elefant raus, Kamel rein, Kühlschranktür zu” – der alte Kinderwitz liefert das Rezept für den Einbau eines Bluetooth-Adapters ins EEE-Gehäuse, denn erst muss die Flash-Erweiterung aus der ersten Runde weichen. Wegen einiger Brutalitäten gegen die EEE-Gehäuseschale verwandelt sich die Bastelei in das, was die Amerikaner einen “hatchet job” nennen.
Von den vielen schönen Dingen auf Modders Einkaufszettel hat mich die UMTS-Erweiterung am meisten gereizt – eine schöne Idee: den EEE in eine vollwertige Surfstation für unterwegs verwandeln, ein Roadwarrior-Tool. Ich sehe dann allerdings dann doch davon ab, denn:
- ein UMTS-Modem zieht mir zu viel Akkustrom,
- ehrlich gesagt sind mir Huawei E220 & Co. viel zu teuer.
Zudem: ein Handy hat man ohnehin immer in der Tasche, das kann bald auch UMTS und hat seinen eigenen Akku – Also eine simplere Lösung: ein Bluetooth-Stick. Aber nicht zu simpel: im Gehäuse soll er schon sein. Bei meinem großen Laptop habe ich mir mal einen USB-Port aus dem Gehäuse gerissen, seitdem habe ich mit abstehenden Stöpseln immer so ein maues Gefühl.
Zeitaufwand: ca. 4h
Materialaufwand: 15 Euro für Bluetooth-Adapter und Kleinteile
Nötige Fähigkeiten: SMD-Löten; Feilen, Bohren, Kleben
Also los.
Hack 2: Bluetooth inside
Der Stick ist ein No-Name-Exemplar vom Wühltisch für etwa zehn Euro, hier schon ohne Gehäuse. Rechts die gedruckte Antenne, links der USB-Stecker mit der bekannten Belegung (von oben:)
- 4 GND (schwarz)
- 3 USB+ (grün)
- 2 USB- (weiß)
- 1 +5V (rot).
Die Idee, den Adapter im Displayrahmen einzubauen wie gezeigt, hat ihren Charm, aber auch ihre Tücken – dazu später mehr. Ich habe es mir einfacher gemacht und an der rechten unteren Ecke montiert, weil ich dort zweierlei umsetzen konnte: (1) einen Ein-Aus-Schalter für den Stick, (2) eine Status-LED.
1. Den Bluetooth-Stick präparieren
Wieder ist der erste Schritt vermutlich der unangenehmste: Der Bluetooth-Adapter wird aus dem Gehäuse gehebelt und der USB-Stecker ausgelötet. Am einfachsten, indem man beim Löten den Stecker mit einem kleinen Schraubenzieher wegdrückt. Zum Glück ist der Stecker tatsächlich klassisch gelötet – die Steckerbeine sind durch die Platine geführt, und so kann man deutlich leichter ansetzen, als wenn der Stecker nur auf SMD-Pads aufsitzt – die neigen bei dem gezeigten Verfahren dazu, abzureißen.
Wenn der Stecker weg ist, die Lötösen säubern – mit einer Zinnpumpe oder etwas feiner Lötsauglitze – das erleichtert, die Anschlusskabel für den USB-Bus anzulöten.
Jetzt heißt es Platz schaffen für die Platine: das Flash-Drive aus der alten Mod muss weichen. Zunächst die Anschlusskabel an der Flash-Platinen-Seite ablöten – wir brauchen sie noch. Mit einer Ausnahme: das Versorgungskabel wird von der 3,3V-Quelle entfernt. Das lösen wir diesmal eleganter.
(Anmerkung: Wer nachbasteln möchte, kommt nicht umhin, die WLAN-Karte auszubauen und darunter Kabel für USB+ und USB- einzulöten, außerdem eine Verbindung zu GND. Details hier und hier.)
2. Fünf Volt und ein Schalter
Eine Versorgungsspannung ist zu finden – da das ja schon einmal schief gegangen war, wähle ich die einfachste Lösung: die 5V an Pin 1 einer USB-Buchse. Ein Kabel um die Seite der Platine herumführen – und dann soll der Bluetooth-Adapter ja noch zu- und abschaltbar sein, um nur dann Strom zu versenden, wenn er tatsächlich gebraucht wird.
Der Schalter stammt aus der Bastelkiste; vergleichbare Mikroschalter sind aber beim Elektronikteilehändler Ihres Vertrauens um wenige Cent zu erwerben. Wer sucht, findet auch flachere Typen (der hier ist vermutlich noch nicht flach genug) und kann den Schalter dann auf der Oberseite der Platine montieren – damit vermeidet man, dass der Schalter die Platine nach oben drückt und den SD-Karten-Slot verkantet. Insofern war meine Wahl, ihn unter die Platine zu setzen und neben den Bluetooth-Adapter, unglücklich -aber dazu mehr unter Abschnitt 4.
So oder so: der Schalter wird mit Sekundenkleber auf die Platine geklebt und mit einem flachen (!) Tropfen Zweikomponentenkleber fixiert.
Jetzt das Bluetooth-Platinchen einlöten: das geht dank der Kabel und sauberer Lötösen im Handumdrehen – siehe Fotos. Die Platine wird durch eine Schicht Klebeband auf der Lötseite isoliert und dann mit weiteren Klebestreifen fixiert, wie im Foto zu sehen. In dieser Ecke des Gehäuses ist genug Platz – das haben schon die Erfahrungen mit dem USB-Stick gezeigt.
Der im Foto sichtbare Aufbau mit Leuchtdiode und Widerstand geht darauf zurück, dass der No-Name-Bluetooth-Stick bei Aktivität grün leuchtete, und das war ästhetisch und logisch ein Unding. Auch wenn dieser Datenfunkstandard seinen Namen letztlich einem heraldischen Missverständnis verdankt, erwartet man als Nutzer eine blaue Diode. (Was machen die eigentlich, wenn der nächste Funkstandard tatsächlich nach Blauzahns Sohn Gabelbart heißt?)
3. Bluetooth-Anzeige ins Gehäuse basteln
Jetzt werde ich vermutlich einige meiner spärlichen Leser verlieren – jetzt wird’s grausam: das EEE-Gehäuse wird bearbeitet, und das nicht unbedingt zärtlich. Der Bluetooth-Stick sitzt nun, wie gesagt, in der unteren rechten Ecke des EEE, unterhalb der Status-LED-Zeile an der Gehäusekante. Eben dort wird jetzt mit einem 3mm-Bohrer ein Loch gebohrt.
Eine blaue 3mm-LED findet sich ebenfalls im Fundus; nun bietet sich an, diese LED direkt ins Gehäuse zu setzen, das hieße aber, dass der EEE nicht mehr so einfach zu demontieren wäre, weil das Bluetooth-Platinchen damit an der Gehäuseschale befestigt ist – und das ist ein Risiko, wenn die Kabel zur Hauptplatine nur an dessen zarten SMD-Pads angelötet sind. Wie oben erwähnt, reißt man die gern mal ab, zumal wenn man so schusselig ist wie der Untergeek.
Es ist aber auch gar nicht nötig, die LED dorthin zu setzen, wo es leuchtet. Tun die ASUS-Ingenieure ja auch nicht: ihre Status-LEDs sind natürlich als SMD-Bauteile auf der Platine verlötet; ihr Licht wird dann über einen Lichtleiter aus transparentem Kunststoff geführt. Für unsere Zwecke reicht eine Low-Tech-Version davon: ein Tropfen Heißleim. Das Loch von vorn mit einem Tesafilm abgeklebt, etwas Heißklebstoff hineingetropft – funktioniert als Diffusor und Lichtleiter der im Inneren vor sich hin strahlenden blauen LED des Bluetooth-Adapters.
Löcher bohren, LEDs ausmetzgern, heißkleben – muss man das seinem EEE antun? Geduld, das Schlimmste kommt noch.
4. Blauzahnarzt zückt Gehäusefräse
“Aarg, dieses Geräusch – wie beim Zahnarzt”, beklagt sich die Süße. Nun ja: der Dremel-Bohrer ist ja durchaus vergleichbar. Nachdem ich zwei Löcher in die rechte untere Seite der EEE-Bodenschale gebohrt habe, weite ich sie nun mit einem Schleifkopf auf zu einer viereckigen Aussparung. Außerdem erweist es sich als notwendig, das Gehäuse ein wenig auszuschleifen, wo der Schalter aufsitzt – sonst drückt er die Hauptplatine nach oben und der SD-Slot verkantet, siehe oben. Es wäre eben sinnvoller gewesen, den Schalter oberhalb der Platine zu montieren – nächstes Mal.
Ein wenig Handarbeit mit der Feile ist auch noch vonnöten, damit die Aussparung für den Schalter einigermaßen rechteckig daherkommt und von außen akzeptabel aussieht. Das gelingt anderen sicher besser – ich mag raue Kanten. (Nunja.) Vor dem Zusammenbau noch einmal testen: liegen 5 Volt an? Check. Erkennt der Rechner den Bluetooth-Stick? Ein “hcitool dev” auf der Kommandozeile zeigt: alles da.
Nun muss der Untergeek mannhaft einer Versuchung widerstehen: der Versuchung nämlich, das nächste Foto mit GIMP ein wenig besser zu lügen. Nichts da: Ein Blog dient der Wahrheit. Also – hier ist es.
5. Neue Heimat für einen Exilanten
Verglichen mit den Grausamkeiten der letzten Runde ist der Rest ein Kinderspiel: der exilierte USB-Flash-Stick bekommt ein neues Plätzchen im Erweiterungsschacht auf der Unterseite. Die nötigen Anschlüsse sind auf dem Foto gut zu sehen: Vcc (+3,3V!) rechts unten auf den Pads 47,49 und 51, GND daneben am Einlötpunkt für das PCIe-Buchsengehäuse, Signal USB+ am Pin 38 direkt neben dem mit “40” markierten Pad, Signal USB- noch eins weiter auf Pad 36.
Der Vollständigkeit halber will ich anmerken, dass der verwendete USB-Port offenbar nur nach USB1.1 beschaltet ist, also mit verminderter Geschwindigkeit: der EEE bindet den Stick auf den (UHCI-)Bus 1 ein, also unter USB1.1 und damit mit einer Maximalgeschwindigkeit von 12MB/s, da der Transcend-Stick diesen Bus aber für sich hat und ohnehin nur eine Lesegeschwindigkeit von maximal 9MB/s erreicht, ist’s vielleicht nicht ganz so arg.
Wir sind durch: alles hat seinen Platz! Und Platz für einen Hub und ein paar weitere Spielereien ist auch noch.
6. Was noch gut wäre…
aber für mich, den Softwaredilettanten, deutlich mehr Mut erfordert als die Löterei: die Hotplug-Dateien im Verzeichnis /etc/udev/rules.d/ so zu verbiegen, dass der Bluetooth-Stick automatisch eingebunden wird, sobald man ihn einschaltet. Vielleicht sogar gleich die Dialin-Software aufgerufen. Rootserverexperiment, hilf!
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Auch eine recht pfiffige Option, wenn man mal eben Dateien austauschen möchte, ist jener Befehl:
python -m SimpleHTTPServer 8080
und außerdem das kleine Programm Droopy.
http://docs.python.org/library/simplehttpserver.html
http://stackp.online.fr/?p=28
Grüße von der Cola-Front. (;