Teil 5 unserer kleinen Dokusoap: Wir bauen einen Mediacenter-PC in ein Atari2600-Gehäuse. Was bisher geschah: der DC/DC-Spannungswandler ist leider hinüber. Das hält das Projekt leider ein wenig auf. Nun aber, frisch aus Australien zurück und ohnehin in Lötlaune, macht sich der untergeek an die Vollendung seines Retrotraums. Die Voraussetzungen scheinen günstig, doch dann…
So sollte das eigentlich nicht aussehen.
Aber der Reihe nach: der unrettbare DC/DC-Wandler ist inzwischen ersetzt, auch das schrottige C**rad-Notebook-Netzteil, das nicht genügend Strom liefert. In mühsamer Kleinarbeit habe ich einen ärgerlichen Lötfehler korrigiert: der Anschluss des Displays in der Frontplatine war völlig falsch. Wer soll auch daran denken, dass der Anschlussstecker gewissermaßen berlinerisch nummeriert ist – mit der Eins startend und dann alle Nummern von 1-13 auf der niedrigen Seite herauf und die hohen auf der anderen Seite weiter, wie die Hausnummern in Berlin – naja, fast. Jedenfalls nicht, wie es sich für eine ordentliche Haus- oder Steckernummerierung gehört: die geraden hie, die ungeraden da. Ein unseliges Erbe der PC-Vergangenheit: früher hing am anderen Ende dieses Parallel-Ports nun mal ein dicker, gemütlicher Centronics-Stecker, der es genau so und nicht anders wollte. Also alles nochmal umlöten. Was soll’s
Es warten die wirklichen Herausforderungen: die Kühlung. Da wartet ein altes Versprechen. Zeit es zu lösen. Also: der Via Nehemiah C3 produziert laut Datenblatt 12 Watt Verlustwärme. Was für ein Kühlkörper ist dafür nötig? Die Wärmeabfuhr-Leistung eines Kühlkörpers bemisst sich über den Wärmewiderstand in Kelvin pro Watt; je kleiner der Wert, desto mehr Wärme wird abgeleitet. Wie niedrig er sein muss, ist abhängig von der abzuführenden Leistung, der Umgebungstemperatur, der erlaubten Prozessortemperatur. (Ein einfaches Berechnungsblatt habe ich aus diesem Forum geklaut und hier abgespeichert.
Ich tue jetzt mal so, als hätte ich tatsächlich mit den exakten Werten gerechnet und nicht einfach geschätzt. Ich habe also tatsächlich errechnet, dass ich mit einem K/W-Wert von 3,5 oder kleiner auf der sicheren Seite wäre. – Ach was: im Blog muss man ehrlich sein. Ich habe geschätzt; jawoll: jetzt isses raus. Habe mich an die alten 486er erinnert, die sich wunderbar passiv kühlen ließen – die hatten doch auch ungefähr 10W Verlustleistung, oder? Ein 486er- und ein Pentium-Kühlkörper sind schnell gefunden. Was tut man, wenn man nicht rechnen will: man experimentiert.
Der kleine Prozessorquirl ist vor allem eins: eine Nervensäge. Und der vorhandene Kühlkörper für passive Kühlung nicht zu gebrauchen. Also weg damit.
Die alte Wärmeleitpaste abgewischt und flugs aus dickem Silberdraht neue Halteklammern gebogen, mit denen der 486er-Kühlkörper befestigt werden kann. An diesem Kühlkörper kann man gegebenenfalls wunderbar weitere Hitzeableitung betreiben – aber dazu gleich mehr.
Natürlich muss erst neue Wärmeleitpaste auf die Prozessoroberfläche, dann werden die 486er-Rippen montiert.
Zeit für den Experimentalteil. Das Thermometer auf der Kühlkörperoberfläche aufgesetzt, eine Knoppix-Live-DVD eingeschmissen und los geht’s.
Der Computer läuft hoch, Temperatur und Spannung steigen. 65 Grad – das sieht doch mal gar nicht schlecht aus… im Leerlauf werden keine 80 Grad erreicht; das ist laut C3-Datenblatt völlig okay. Naja, etwas grenzwertig, aber okay. Nun will ich’s wissen: eine Kommandozeile aufgerufen und glxgears
befohlen; da der Unichrome-3D-Chip nicht von Knoppix erkannt wird, heißt das: Arbeit für den Prozessor.
Das Resultat von zehn Minuten Schufterei ist leider eindeutig:
Jetzt plane ich Stufe zwei: der Zweitkühlkörper – per Heatpipe in einen noch geräumigen Teil des Gehäuses ausgelagert. Für die 6mm-Heatpipe ist ein Biegeradius von mindestens 24mm angegeben, also müsste sie sich doch um ein Rohr mit 5cm Durchmesser prima biegen lassen…
Leider ein tragischer Irrtum. Siehe Bild ganz oben.
Hätte ich mal erst etwas im Internet herumgelesen. Ohne eine Rohrbiegefeder sollte man’s wirklich nicht versuchen… :-(
Kleiner Nachtrag noch von der Berechnerfraktion: Bei 12 Watt Abwärme, einer maximalen Umgebungstemperatur von 35 Grad und einer Prozessor-Höchsttemperatur von 85 Grad ergibt sich ein K/W-Wert kleiner 3,3… die Geschichte musste also schiefgehen. Doch ein Lüfter? Wäre vermutlich einfacher.
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