Er stammt aus Dresden. Er ist überraschend massiv. Er wird das Klima ein Stückchen weiter in den Wandel treiben und beinahe mich ein Stücken weiter in den Wahnsinn. Außerdem ist er Teil eines ziemlich schlechten Deals. Aber ich habe ihn besiegt. Es geht um ein Stück Silizium: im Inneren meines Gamer-Rechners schlägt jetzt ein Doppelherz, ein Athlon64 X2-6000+.
Ziemlich ausgepumpt war ich vom Reportereinsatz auf der Games Convention zurückgekommen, und immerhin ein Rezensionsexemplar von “Bioshock” im Gepäck. Nur, dass das Spiel meinen Rechner mal wieder knapp überfordert: die zwei-vierer-Taktfrequenz, mit der der Athlon64 im Innern meines PC tickt, wird als Mindestausstattung angegeben. Wär’s nicht ohnehin mal wieder Zeit für etwas mehr Power? Wo doch die AMD-Prozessoren unter dem Druck der überlegenen Intel-Dual- und Quadcores gerade erfreulich günstig sind. Also 139 Ocken für eine Tray-Variante losgemacht, irgendwo ist doch sicher auch noch etwas Wärmeleitpaste; Kühler geputzt, gesalbt, neu eingebaut – läuft.
Beim ersten Mal.
Als der Rechner, inzwischen mit allen möglichen BIOS- und Windows-Treiberupdates versehen, wieder bootet, schaltet er beim ersten Bootbildschirm komplett ab. Reproduzierbar.
Der erste Verdacht richtet sich natürlich auf die Kühlung: einen Kühlkörper aufsetzen – das kann schon mal schief gehen, im Wortsinne: die Alu-Fläche hat dann nicht genügend Kontakt mit dem Prozessorgehäuse und leitet die Wärme nicht richtig ab. Nur: das BIOS kann die Prozessortemperatur anzeigen, und es zeigt sie mit heimeligen 55 Grad an. Auch die Boardtemperatur ist im grünen Bereich.
Was ist los? Windows allein und seine Treiber trägt nicht die Schuld; Linux schaltet genau an derselben Stelle im Bootprozess ab. Habe ich etwas zu optimistisch an den BIOS-Einstellungen herumgedoktert? Eigentlich weiß man ja, dass man BIOS-Optimierungen immer nur Schritt für Schritt macht: einstellen, aufschreiben, booten, ausprobieren, und dann erst zur nächsten – nicht alle auf einmal. Nur stelle ich doch immer alles auf einmal um, weil ich keine Geduld habe. Aber auch mit konservativsten Einstellungen schaltet der neue Prozessor sich und den Rechner komplett ab.
Der Physiknobelpreisträger und Über-Geek Richard Feynman beschreibt in seinen Memoiren, wie er ein Radio gewissermaßen durch Denken repariert. Zeit, sich am großen Feynman ein Beispiel zu nehmen: warum schaltet der Rechner ab? Beobachtung: beim Anspringen der Grafikkarte. Und der gesamte Rechner schaltet ab, nicht nur das Board. – Hypothese: Ist am Ende das Netzteil zu schwach?
Es stellte sich heraus, dass der neue Prozessor bis zu 125 Watt Leistung verbrät, schon der Durchschnittswert von rund 90 Watt liegt 30 Watt über dem, was der alte Athlon64-3800 geschluckt hat. Und das treibt das alte 300-Watt-Netzteil über die Kante. Nicht immer, aber immer wieder.
Neues Netzteil besorgt, eingebaut, läuft. “Guter Deal”, hämt meine Liebste. Ein Spiel für 40 Euro umsonst – aber 170 Euro für neue Hardware. Arbeitszeit nicht gerechnet. Und der neue Doppelkern heizt Raum und Atmosphäre auf. Auch die Gamer tun etwas für den Klimawandel.
(Wie zum Hohn schaltet sich der Rechner wieder ab – nach dem Durchlauf der .debris-Demo. Aber das liegt sicher bloß an den abenteuerlichen Demo-Hacks. Oder ist ein thermisches Problem. Sicher.)
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- keine – dieser Post scheint einzigartig zu sein…