Teil 5 unserer kleinen Dokusoap: Wir bauen einen Mediacenter-PC in ein Atari2600-Gehäuse. Was bisher geschah: der DC/DC-Spannungswandler ist leider hinüber. Das hält das Projekt leider ein wenig auf. Nun aber, frisch aus Australien zurück und ohnehin in Lötlaune, macht sich der untergeek an die Vollendung seines Retrotraums. Die Voraussetzungen scheinen günstig, doch dann…
So sollte das eigentlich nicht aussehen.
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Atari2600PC: Lötkolbenmassaker reloaded
Teil 4 unserer kleinen Werkstattsoap: “Wir bauen einen modernen PC in das Gehäuse einer Atari-2600-Konsole”. Was bisher geschah: Nach dem Richtfest soll der Computer soweit verkabelt werden, um einen ersten Probelauf absolvieren zu können – aber der Versuch endet im Desaster. Ohnehin sind noch jede Menge Fragen offen – etwa, wie denn bitteschön das Atari-Plaste-Gehäuse für eine ordentliche CE-gemäße Abschirmung sorgen soll…
Ich weiß, ich weiß. Die meisten Modder halten schon die Frage für den Inbegriff des Spießertums. Sie weigern sich, ihre Kreativität von so etwas Schnödem wie störungsfreiem Radioempfang einschränken zu lassen; die Nachbarn sollen sich halt nicht so anstellen. Soll man nicht die Ästhetik des alten Atari-Gehäuses so weit wie möglich erhalten? Oder soll man nicht doch für elektromagnetische Verträglichkeit sorgen?
Zum Glück geht beides, zumindest in der Theorie. Die Lösung kommt in kleinen Dosen: der Abschirmlack EMV-35 von Kontakt-Chemie. Abschirmung zum Aufsprühen – sexy. Wie immer: Sexy heißt – nicht billig. Bei C**rad geht die 200-Milliliter-Dose für einen Viertelhunni über den Tisch. Aber was ist Geld, wenn es um Liebe geht?
Dafür stehe ich sogar früher auf. Bevor ich arbeiten gehe, bereite ich flugs die Gehäuseteile mit Kreppband auf den Sprühnebel vor – als wenn man die Wände streicht. Dann mit den Teilen auf den Dachboden, Zeitungen ausgelegt – und die Teile eingenebelt. Den Tag über dürfen sie trocknen. Ab zur Arbeit – nicht ohne den Dachboden abzuschließen…
Nach acht Stunden stürme ich aus dem Sender und wieder in den Elektronikhändler meines Misstrauens. Die fehlenden Teile sind schnell besorgt – und ob ich nicht doch mal Geld in eine Lötstation stecke? Bei meinem Vater, dem Ingenieur, gab es immer Weller-Profilötstationen – und da ich selber für Geld gelötet habe, löte ich gut und gern mit denen. Im Laden kosten sie neu derzeit etwa 230 Euro – das ist mir dann doch zu viel. Also eine Weller-Hobby-Lötstation für 75 Euro – oder einen China-Nachbau für 40? Weder noch: mein Vater verspricht mir, eine Lötstation aus seinem Fundus zu schicken, und ich behelfe mir solange mit einem 30-Watt-Billiglötkolben für fünf Euro (Ungeduldssteuer!) Leider greife ich aus Versehen abermals einen 15-Watt-Kolben, weshalb der Probelauf auch heute ausfallen wird.
Immerhin kann ich die sonstige Basisverkabelung legen; diese Kabel werden bald fast völlig unter der Platine und den anderen Bauteilen verschwinden, ich wage die Behauptung, dass die enge Atari-Konsole am Ende aufgeräumter wirken als der durchschnittliche Kaufhaus-PC.
Sobald die Lötstation da ist, kann dann auch endlich die Spannungsversorgung angeschlossen werden – und der PC ist bezugsfertig. Wie fast alle Neubauten ist auch dieser beim Erstbezug noch nicht fertig – die Platine mit den Schaltern und der Displayverdrahtung für die Deckelplatte rüste ich nach. Eine entsprechend zurechtgesägte Lochrasterplatine habe ich vorbereitet – wenn ich je wieder ein Exemplar auflege, entwerfe ich ein einseitiges Platinen-Layout. (Ob meine Eagle-CAD-Lizenz für DOS noch auf dem Linux-Rechner läuft???)
Atari2600PC: Die Kabelleger kommen – und gehen gleich wieder
Teil 3 unserer kleinen Werkstattsoap: “Wir bauen einen modernen PC in das Gehäuse einer Atari-2600-Konsole”. Was bisher geschah: ein Jahr nach den ersten Schritten nimmt der Untergeek aus den Händen seines Vaters das gefräste Gehäuse mit allen Bauteile-Einbauten entgegen. Eigentlich sollte die Maschine am Abend schon laufen, denkt er sich – doch es kommt anders…
Was für ein frustrierender Lötabend. Dabei hatte alles so schwungvoll angefangen: den Elektronikhändler meines Vertrauens angesteuert und dort fehlende Kleinteile organisiert, darunter zwei Schalter für die Frontplatte, ein Reset-Taster, den Infrarot-Empfänger für die Fernbedienung und ein Stromversorgungs-Kabel. auf der DC/DC-Wandler-Platine ist derzeit ein ATX-Stecker zu finden, identisch mit dem, der sich auf dem Board befindet. Ein Adapterkabel ATX-Buchse auf ATX-Buchse bekomme ich nicht, außerdem will ich Höhe sparen und deshalb die Kabelpeitsche mit der Anschlussbuchse direkt auf die DC/DC-Platine einlöten. Außerdem soll die Grundverkabelung entstehen, sodass der Rechner das erste Mal anlaufen kann.
Böses Menetekel: es ist nichts zu finden. Gehäuseschrauben sind verschollen; das Stromkabel für den DVD-Brenner ist nicht aufzutreiben, einen Platinenstecker für das Netzteil habe ich wider Erwarten auch nicht. Selbst der Mini-Brenner, mit dem ich die Schrumpfschläuche einschmelzen wollte, ist weg. Statt USB-A-Buchsen habe ich B-Buchsen gekauft, das sind die für Drucker. Und nachdem das Anschlusskabel für den Fernsehempfänger gelötet ist, stelle ich fest, dass ich auch hier eine USB-Buchse benötigt hätte, um den TV-Stick anzuschließen. Eigentlich logisch. Schade nur, dass ich einen Stecker verlötet habe. Nicht mein Tag.
Noch später am Abend stirbt der geplante Probelauf dann endgültig: Die ATX-Buchse lässt sich einfach nicht aus der Wandler-Platine löten – mein kleiner 15-Watt-Lötkolben produziert nicht genügend Wärme; die Stifte sitzen fest in ihrem Kunststoffmantel. Einen Stift immerhin kann ich mit roher thermischer Gewalt entfernen – aber was dabei passiert, ist gar nicht schön. Nun, Blogs leben von der ungeschminkten Ehrlichkeit – wer unbedingt will, kann nach unten scrollen.
Morgen erst wieder shoppen. Der Jungfernboot ist vertagt.
Der angekündigte grausige Anblick nun hier:
Atari2600PC: Richtfest!
Die Anfänge reichen immerhin ein Jahr zurück, nun schreitet das Projekt voran – einem baldigen Abschluss entgegen: der Umbau einer klassischen Atari 2600 (Vier-Schalter-Variante) geht dem Ende deutlich entgegen. Heute war Richtfest.
Nicht, dass das mein Verdienst wäre. Mein Vater hat den Umbau vorangetrieben und ist von der alten Konsole schwer begeistert. “Schlagzäher Kunststoff, drei Millimeter Material – das hält ordentlich was auf, da kannst Du dich draufstellen”, schwärmt er. Mein Vater ist Ingenieur durch und durch und – unerlässlich in diesem Fall – er verfügt über die geeigneten Werkzeuge. Und er ist hartnäckig, auch weil ich ihn antreibe: zweimal war er kurz davor, das Projekt abzubrechen. So, wie wir das Gerät gemeinsam projektiert hatten – lose angelehnt an ein Modding-Projekt im Bastlermagazin “Make” – so funktionierte das nämlich nicht.
Die Crux ist das verwendete Board in Kombination mit dem RAM: anders als die MAKE-Modder haben wir ein vergleichsweise modernes EPIA SP-Board eingesetzt – naja, vor einem Jahr war’s noch modern. Der 1GB-RAM-Riegel von Qimonda (Raider heißt jetzt Twix, Infineon heißt jetzt Qimonda) ist genau die drei Millimeter höher als er eigentlich sein darf: mein Vater musste das Board ordentlich tiefer legen.
Das gelang ihm durch eine traumschöne Fräsarbeit. Der DVD-Brenner ist ebenfalls tiefer gelegt; bildet mit seinem Gehäuse jetzt einen Teil der Bodenplatte – drei Millimeter schlagzäher Kunststoff mussten weichen und bieten jetzt genau genug Raum fürs Board. Unnütz zu sagen, dass im gleichen Zug der Brenner äußerst solide befestigt wurde.
Anordnung der Komponenten
Nicht nur in Sachen Solidität, auch in Aufgeräumtheit geht die Konstruktion meines Vaters deutlich über unseren ursprünglichen Entwurf hinaus.Sie bietet Platz genug, das Netzteil in die Konsole selbst einzubauen – und unter dem Netzteil ist noch Platz genug für den Kombi-TV-Empfänger; ein Hauppauge WinTV HVR für DVB-T und Analog-TV.
Auf der anderen Seite des Gehäuses hat der Spannungswandler seinen Platz gefunden, der die Netzteil-Spannung in ordentliche Versorgungsspannungen umsetzt. Darüber ist die Festplatte montiert – eine SATA-Mini-Platte, die aus meinem Minimac stammt, wie man sieht (keine Angst, er hat eine neue bekommen).
Alles passt wunderbar und solide zusammen; im ehemaligen Kartenslot hat ein 4×20-Zeilen-LC-Display Platz gefunden. – Allerdings: all die schönen Teile müssen noch mal raus. Erst muss das Gehäuse abgeschirmt werden, dann dürfen die Teile endgültig wohnen. Verkabelt werden müssen sie auch noch – und wenn der Rechner endlich bezugsfertig ist, fängt die eigentliche Arbeit an, die Software-Konfiguration. Auch für mich, der ich den Rechner übernommen habe, ist also noch einiges zu tun. Ab morgen mehr.
Es wird wohl doch ein VIA-Board
Das leistungsfähigste ist derzeit das VIA EPIA EN 15000; es kommt mit Prozessor und drückt so die Systemkosten ordentlich um 200 Euro nach unten. Informationen auf der VIA-Seite deuten darauf hin, dass man den eingesetzten C7-Prozessor bis 2GHz übertakten kann (dann verbrennt er 20 Watt); im Normalbetrieb fallen 12W Verlustleistung an; das gesamte Board liegt deutlich unter 40W, was bei einem Core Duo-Board allein der Prozessor wegbrät. Meine Bewunderung für die Apple-Ingenieure steigt.
Für einen Media-Center-PC eignet sich das VIA-Board auch deshalb, weil die Onboard-Graphik einen MPEG2-Beschleuniger mitbringt; was will man mehr. Moderne PC-Spiele werden auf diesem Gerät nicht laufen müssen, deshalb ist geringe Verlustleistung wichtiger als Drei-D-Leistung.
Die Atari-Mod hat übrigens nicht nur MAKE-Designer Joe Grand gebaut; ein Programmierer namens Kermit Woodall hat damit schon 2003 Furore gemacht…
Problemlösungen für den VCS2600PC
…von hinten weg:
- Zur Abschirmung wird das Gehäuse von innen mit Abschirmlack lackiert (eine Dose Kontakt-Chemie EMV 35 dürfte langen)
- Einfache LCD-Displays kosten nicht mehr als 20 Euro (z.B. bei Conrad-Elektronik; 3×12 Zeilen, I2C-Bus, Höhe 17mm)
- Das Problem “Kühlung” wird physikalisch solide gelöst. Versprochen. Ich muss fairerweise sagen, dass sich der MAKE-Bastler sehr gut darum drücken konnte – ein VIA EDEN-Prozessor hat eine Verlustleistung von maximal 7.5 Watt; ein Core Duo bringt, wie gesagt, 34 Watt zustande. Vielleicht doch ein VIA-Board?
Atari VCS 2600: der PC meiner Träume
Endlich! Bei Ebay finde ich eine alte Atari-Konsole. Die Zweitausendsechshunderter im originalen Holzfurnier. Man zeige mir einen Gamer meiner Generation, bei dem dieses Gerät nicht Hände und Augen feucht werden lässt. Dabei hatte ich selbst nie eine – nur ein Bekannter, den ich nicht mochte, weil seine Eltern ihm so ziemlich alles in den Arsch schoben und dieser Arsch entsprechend fett war. Also stand ich samstags im Horten mit anderen Jungs in der Spielwarenabteilung, weil man da auf einer Spielkonsole stundenlang “Empire strikes back” spielen konnte. Als ich dann selbst meinen Apple ][ hatte, habe ich Wochen damit zugebracht, Spielsprites für Rebellen-Gleiter zu kopieren und Programmgerüste zu… pardon, ich schweife ab.
Was will ich heute mit dem Ding? Als Konsole ist es, da sind wir uns glaube ich einig, nicht mehr zumutbar. Und wer auf Pixelwüsten steht: Emulatoren wie MAME oder Stella machen viel mehr Spaß, weil sie auf modernen PCs laufen, mit allem Komfort. Aber: warum nicht moderne PC-Hardware in das ehrwürdige Gehäuse bauen? Das famose Alltags-Hacker-Magazin MAKE macht’s vor – nur mit der verbauten Hardware bin ich nicht einverstanden. Während dort ein niedrig getakteter VIA-Prozessor seine leisen Dienste versieht, erwarte ich Hardware, die leistungsfähig genug ist, um einen Mediacenter-PC zu betreiben, also z.B. in Echtzeit codieren und decodieren kann. Ein Core-Duo-Rechner wäre nicht schlecht – mein Mini-Mac beweist, dass es sogar in noch wesentlich kleineren Gehäusen funktioniert.
Folgende Spezifikationen möchte ich erfüllen:
- Das Original-Gehäuse sollte äußerlich nicht modifiziert werden
- Leistungsfähige Hardware, am liebsten mit Core-Duo-Prozessor
- Geräuscharme Kühlung, um wohnzimmertauglich zu sein
Okay, die einfachste Lösung wäre: den Mini-Mac zerlegen und in das Atari-Gehäuse setzen. Das allerdings wäre eine grobe Unsportlichkeit. Eventuell werde ich bei Laptop-Hardware fündig – ein Laptop mit beschädigter Tastatur und/oder Display als Ausgangspunkt. Ob ich nochmal zum Scheibenklar greifen soll?
Alles steht und fällt mit wenigen Zentimetern: Das Atari-Gehäuse erlaubt maximal 21cm Tiefe, deshalb fallen die weit verbreiteten Micro-ATX-Boards aus. Wegen dreier Zentimeter. Schade. Nach etwas Sucherei weiß ich: das einzige gängige Platinen-Format (pardon: der kompatible Mainboard-Formfaktor) heißt Mini-ITX und misst 17x17cm. Eine Erfindung von Via, und tatsächlich hat der MAKE-Bastler ein solches VIA-Board verbaut.
Eine Alternative findet sich nach einigem Suchen bei AOpen – eine Firma, die schon auf einer Intel-Messe Anfang des Jahres stolz einen Mac-Mini-Klon gezeigt hatte, ein wohnzimmertaugliches Zigarrenkästchen. Leider, so mussten die Asiaten zugeben, tickte damals noch kein Core Duo im Innern wie bei Apple – inzwischen haben sie entsprechende Boards aber im Programm. Sie sind leider teuer: mit fast dreihundert Euro stehen sie bei einem Großversender im Programm; immerhin ab Werk lieferbar.
Wenn man alle Komponenten zusammenrechnet – Prozessor, Platte und Slimline-DVD-Brenner inklusive – ist man bei über siebenhundert Euro. Es lohnt sich also immer noch nicht, einen fabrikneuen Laptop zu schlachten. Aber warten lohnt sich: da ich das Projekt vermutlich sowieso erst in einigen Wochen angehen kann, ist es ja nicht unwahrscheinlich, dass neue Hardware auf die Preise drückt. Und die Speicherpreise sollen bis November auch wieder ihren Höhepunkt überschritten haben.
Drei Sonderpunkte sind mir bei der Reinigung und Vermessung des Atari-Gehäuses noch aufgefallen; beide harren der Lösung: zum einen wäre eine effiziente und leise Kühlung nett – je leiser, desto besser; immerhin der Schlüssel zu einem hohen WAF-Wert. 34 Watt Prozessorleistung wollen abgeführt werden; vom integrierten Grafikchip und der sonstigen Restwärme des winzigen Boards ganz zu schweigen. Der MAKE-Macher bescheißt sich um diesen Punkt ein wenig herum.
Zweitens – Achtung: Spießer! – entspricht so ein Rechner ohne Gehäuse-Abschirmung natürlich überhaupt nicht den CE-Vorschriften. Da muss eine Lösung her.
Zum dritten wäre da noch mein Wunsch, ein zweizeiliges Display zu integrieren; irgendwo liegt noch ein Fluoreszenzröhren-Prototyp aus den frühen 90ern, den wir für eine Produktentwicklung getestet haben… vielleicht tut’s der; die Aussparung für die Cartridge wäre doch nachgerade ideal.